: Karstadt entlässt nicht
Konzernspitze und Gewerkschaften nach Verhandlungsmarathon einig: Keine Kündigungen, aber Lohneinschnitte, um marodes Unternehmen zu sanieren
ESSEN dpa ■ Bei der Sanierung des angeschlagenen Kaufhausriesen KarstadtQuelle muss voraussichtlich keiner der rund 100.000 Beschäftigten eine betriebsbedingte Kündigung fürchten. Allerdings kommen auf die Arbeitnehmer empfindliche Lohneinschnitte zu.
Nach Angaben von Ver.di-Vorstandsmitglied Franziska Wiethold hat die Gewerkschaft dem Vorstand in einem rund 29-stündigen Verhandlungsmarathon die Zusage abtrotzen können, dass betriebsbedingte Kündigungen vermieden werden sollen. Dennoch sollen in den kommenden drei Jahren 5.500 Stellen im Konzern gestrichen werden, 4.000 in der Warenhaussparte und 1.500 im Versandhandel. Als „bitterste Pille“ bezeichnete Wiethold Zugeständnisse bei der Bezahlung: Tariferhöhungen sollen für drei Jahre gestundet und erst parallel zu einer eventuellen Dividendenausschüttung ausgezahlt werden.
Der Chef der KarstadtQuelle AG, Christoph Achenbach, sagte, man habe das Ziel des Vorstandes erreicht, bei den Personalkosten in den kommenden drei Jahren ein Einsparvolumen von 760 Millionen Euro zu erzielen. Wiethold sprach von „schmerzhaften Einschnitten“, hob aber auch hervor, man habe vielen Arbeitnehmern die Angst vor dem Verlust ihres Jobs nehmen können. Nach ihrer Darstellung wurde auch für viele, allerdings nicht für alle der zur Disposition stehenden 77 kleineren Warenhäuser eine Standortsicherung erreicht. Sie sollen in eine eigene Gesellschaft ausgegliedert und in drei Jahren verkauft werden.
Die Einigung mit der Arbeitnehmerseite auf den Sanierungskurs gilt als entscheidende Voraussetzung für die geplante Kapitalerhöhung sowie die dringend benötigte Verlängerung milliardenschwerer Kreditlinien der Banken.