SCHWULE PRIESTER: DER WESTEN SOLL EINE KIRCHENSPALTUNG HINNEHMEN : Zivilisation versus Voodoochristentum
Ihr Nein fällt fundamental aus, für einen Kompromiss gibt es keinen Spielraum: Homosexualität werde von der Bibel verurteilt, Männer und Frauen, die schwul oder lesbisch sind, können kein prominentes kirchliches Amt bekleiden. In der anglikanischen Kirche sind es vor allem die Mitgliedskirchen der Dritten Welt, die hasserfüllt die Wahl des offen schwulen Gene Robinson zum Bischof der Episkopalkirche von New Hampshire in den USA kommentiert haben. Faktisch werde diese Diözese nicht mehr anerkannt.
Kirchenrechtlich nennt man dies Schisma – eine Kirchenspaltung, die von Bischöfen und Kirchenfunktionären aus der nichtwestlichen Welt in Kauf genommen wird. Homosexualität gilt als Ausdruck westlicher Dekadenz, ein liberales Verständnis vom menschlichen Zusammenleben als Auftakt einer Wanderung in die Hölle. Was freilich wie eine erregt geführte Debatte in der anglikanischen Kirche aussieht, ist Ausdruck einer Tendenz insgesamt: Religionen jenseits des säkularen Westens kultivieren ein Menschenbild, das in Europa und Nordamerika mindestens umstritten ist. Ihnen zählt der Spruch „Seid fruchtbar und mehret euch“ als Leitlinie, nicht das wichtigste jesuanische Gebot der Liebe zum Nächsten. Sie lesen die Bibel wie eine Anleitung zum Hokuspokus in Ewigkeit und suchen in ihr nicht den Gehalt.
Wobei auch in den protestantischen Kirchen die illiberalsten Mentalitäten aus der Dritten Welt zu uns gelangen; im Vatikan sind es in erster Linie Würdenträger aus jenen fast noch dem Aberglauben verhafteten Gesellschaften, die jede Nähe zur bürgerlichen Aufklärung scheuen. Die Folgen sind aus Europa hinlänglich bekannt: Heuchelei, Doppelmoral – und bewusst hingenommener Tod. Denn gerade die anglikanische Kirche in Nigeria verhindert in puncto Aids eine Gesundheitspolitik der Prävention.
Das Schisma möge in Kauf genommen werden, nicht nur in der anglikanischen Kirche. Die Dritte Welt soll ihre Voodoochristlichkeit (oder ihren Islam, er ist ebenso homophob) leben, wie sie es für nötig hält – der liberaler gewordene Westen darf nicht riskieren, selbst theologisch ins Mittelalter zurückzufallen. JAN FEDDERSEN