: Wie geht es uns, Herr Küppersbusch?
Die Krisen bei Opel, Karstadt und Philips belegen vor allem eins: Mit etwas mehr Mitbestimmung hätten die Belegschaften ihre stümpernden Bosse daran hindern können, am Markt vorbeizuplanen
taz: Was war schlecht in der letzten Woche?
Friedrich Küppersbusch: Alle reden nur über die wirtschaftlich katastrophale Lage bei Borussia Dortmund.
Was wird besser in dieser?
Jetzt können alle auch über die sportlich katastrophale Lage bei Borussia Dortmund reden.
Opel, Karstadt, Philips – ist das nur eine zufällige Häufung oder ein Zeichen, wofür?
Opel bezeugt, dass die Leute keine fantasielosen und technisch rückwärts gewandten Autos kaufen wollen. Karstadt zeigt, dass Verbraucher viele Fachgeschäfte wünschen statt Ein-bisschen-von-allem-Ämter. Und Philips – die Aktie im Rekordhoch – einmal mehr: Des Kaufmanns Gruß ist die Klage. Eigentlich stellt das Rogowski auf den Kopf: Mit etwas mehr Mitbestimmung hätten die Belegschaften ihre stümpernden Bosse daran hindern können, am Markt vorbeizuplanen.
Bei Opel in Bochum und Rüsselsheim werden tausende entlassen. Können sich die Arbeiter dagegen wehren – oder geht es nur noch um Gesten und einen erträglichen Sozialplan?
Die zweite Nachricht der GM-Bosse – hinter der von den Entlassungen – heißt: „Kein Dogma … das letzte Wort noch nicht gesprochen … verhandlungsbereit.“ Ich bringe die Naivität nicht auf, zu glauben, dass das Ganze nicht genau so geplant war: Wir zeigen erst mal die 10.000-Entlassungen-Keule, und dann sagen die doofen Mitarbeiter am Ende danke, wenn’s „nur“ Lohnkürzungen, Arbeitszeitverlängerung und ein paar tausend Entlassungen weniger werden.
Viele sagen, dass man an Opel die Effekte der Globalisierung studieren kann. Stimmt diese Klage? Andererseits ist Deutschland doch als Exportweltmeister einer der hervorragenden Profiteure der Globalisierung?
Bei der Ansiedlung von Ford 1931 argumentierte der Kölner Oberbürgermeister Adenauer mit inzwischen klassischen Globalisierungs-Trümpfen: Anderswo – im Ruhrgebiet etwa – gebe es zu viele Unternehmen, die um die Arbeiter konkurrieren; obendrein könne Köln mit dem Rhein ein hübsches Stück Natur zur industriellen Nutzung drauflegen. Umgekehrt düpierte Dortmund Ende der 50er die Opel-Anfrage, weil Hoesch und andere Dortmunder Montanbetriebe nicht um die Kumpels wettbieten wollten. Bochum war bereit, eine hochprofitable Zeche platt zu machen, damit Opel auf dem Gelände bauen kann. Unterm Werk liegt rare Kokskohle, deren Weltmarktpreis gerade explodiert.
Was heißt eigentlich Solidarität – wenn klar ist, dass wenn Opel nicht blutet, Saab dran ist und eine freundliche, florierende Kleinstadt in Schweden dem Niedergang geweiht ist?
Die SPD hat ihren Kernbegriff „Solidarität“ meinungsbeforschen lassen und herausbekommen: Die Mehrheit der Deutschen versteht darunter: abgeben müssen, Griff zur eigenen Brieftasche – und lehnt den Begriff deshalb ab.
Die Schröder-SPD zieht in den Umfragen wieder an, die Unions Zahlen sinken. Hatte Schröder doch Recht, als er die Anti-Hartz-IV-Proteste einfach ignorierte?
Recht nicht, aber Cleverness.
Stoiber hat ja schon vor ein paar Wochen festgestellt, dass Schröder und Fischer keine „Leichtmatrosen“ sind – Merkel und Westerwelle aber, wollte er wohl bedeuten, schon. Wann wird es eng für Merkel? Wenn ihr Mann in Nordrhein-Westfalen, Jürgen Rüttgers, im Mai bei den Landtagswahlen verliert? Oder ist ihre Macht unanfechtbar?
Merzens Abgang macht Merkel den Weg frei, von der schädlichen Kopfpauschale und anderem neoliberalen Angeberkram abzulassen. Und wieder: Unterschätze man sie nicht!
Und was macht Borussia Dortmund?
Öhm. Ich hatte mir letzte Woche gewünscht, trosthalber mal etwas über Bochum sagen zu dürfen. Kann ich das eventuell zurücknehmen? FRAGEN: SR