: „Weniger Getrickse“
Der Aktienhandel per Computer schließt seit gestern schon am frühen Abend. Aktionärschützer Klaus Schneider findet, das sei besser für alle
Interview DANIEL SCHULZ
taz: Herr Schneider, vor drei Jahren wurde der Aktienhandel über das elektronische Xetra-Netz bis 20 Uhr eingeführt. Jetzt hat die Börse ihn auf 17.30 Uhr verkürzt. Was ist los?
Klaus Schneider: Nichts, das ist es ja gerade. Es wurde in diesen späten Zeiten mit deutlich zu geringen Mengen gehandelt. Da war eine faire Kursbildung einfach nicht möglich, zumindest nicht im automatischen Handel.
Geringe Mengen? Um die 95 Prozent der Aktien werden an den Xetra-Bildschirmen gehandelt.
Insgesamt ist das richtig. Ab 18 Uhr wird aber nur noch wenig ge- oder verkauft. Da ist die Gefahr der Manipulation natürlich besonders groß. Schon kleine Bestellungen oder Verkäufe können die Kurse unverhältnismäßig stark nach oben oder unten treiben. Das ist in der Vergangenheit auch öfter passiert, allerdings nicht in dem Maße, dass es spektakulär gewesen wäre. Dafür gibt es gewisse Tricks. Allerdings passt die Handelsüberwachung auf, dass solche Tricksereien nicht überhand nehmen.
Dann kann man doch alles so lassen. So haben die Anleger wenigstens noch die Chance, auf die New Yorker Börse zu reagieren, die um 15.30 Uhr deutscher Zeit öffnet.
Deshalb haben wir den Abendhandel ursprünglich befürwortet. Allerdings haben die Erfahrungen der letzten drei Jahre gezeigt, dass die Kleinanleger abends kaum handeln. Wir begrüßen deshalb die Schließung, vor allem aber auch deswegen, weil sich Kleinaktionäre gegen Manipulationen schwer wehren können. Der Xetra-Handel ist für die Kleinanleger eher nachteilig durch die Art, wie die Kurse dort gebildet werden.
Handeln die Kleinaktionäre dann meist per Makler direkt an der Börse, auf dem so genannten Parkett?
Jede Kleinanleger kann seiner Bank genau mitteilen, wo seine Aktien gehandelt werden sollen. Unserer Erfahrung nach bevorzugen die Kleinanleger tendenziell die Regionalbörsen. Beliebt ist die in Stuttgart, jetzt gibt es auch eine in München. Dort hat man die so genannte Best-Price-Garantie. Das heißt, dass der Auftrag zum vorteilhaftesten Preis durchgeführt wird. Also verkauft wird zum höchstmöglichen Preis, gekauft zum möglichst niedrigen.
An den Regionalbörsen gibt es nach 18 Uhr keine Umsatzeinbrüche, dort will man sich noch mehr auf Kleinanleger konzentrieren. Sind die Regionalbörsen die Gewinner der Verkürzung?
Ja, dort könnte in Zukunft mehr gehandelt werden. Natürlich sind das gegenüber dem Handel an der Deutschen Börse in Frankfurt marginale Prozente, man verliert dort nicht viel. Die Börse spart eher Kosten, weil sie Xetra früher abschalten kann. Und auch die Banken profitieren, weil ihre Händler nicht mehr so lange vor den Bildschirmen sitzen. Und für die Anleger ist es besser, weil größere Mengen in kürzerer Zeit gehandelt werden. Das bedeutet mehr Wettbewerb und damit bessere Chancen für alle.