Untermiete statt WG

An den nordrhein-westfälischen Uni-Standorten ist günstiger Wohnraum weiterhin knapp. Vor allem ausländische Studenten werden oftmals bei der Wohnungsvergabe von Vermietern benachteiligt

„Das Zimmer zur Untermiete war früher die klassische Wohnform“

VON ULLA JASPER

Für viele Erstsemester und ausländische Gaststudenten verläuft der Beginn des Studiums in diesen Tagen alles andere als nach Plan. Denn trotz des starken Rückgangs der Studentenzahlen seit Einführung der Studiengebühren für Langzeitstudenten bleibt der Wohnungsmarkt für Studierende in vielen nordrhein-westfälischen Unistädten weiter angespannt.

Für die Mehrheit der Studierenden sei die Situation zwar nicht so schlimm wie zu Beginn der 90er Jahre, so Gabriele Regenitter, Leiterin des Amtes für Wohnungswesen in Münster: „Zelte wurden noch nicht aufgebaut.“ Doch räumt sie ein, dass insbesondere ausländische Studierende erhebliche Schwierigkeiten hätten, eine Wohnmöglichkeit zu finden. Zwar werde schon heute von den Fachhochschulen und den Universitäten viel getan, um die Gaststudenten besser zu betreuen. „Doch das reicht eben bei Weitem noch nicht aus.“

Mit einem „Runden Tisch zur studentischen Wohnraumversorgung“ will man in Münster deshalbnun versuchen, das Problem in den Griff zu bekommen. In Zusammenarbeit mit dem Amt für Wohnungswesen wollen die Hochschulen, die Wohnungsgesellschaften, das Studentenwerk sowie die Allgemeinen Studierendenausschüsse neuen Wohnraum erschließen, um gerade die Engpässe der ersten Semestermonate zu überbrücken.

Münsters Oberbürgermeister Berthold Tillmann (CDU) hat auch schon seine ganz eigene Vorstellung, wie der Mangel an Wohnheimplätzen und billigen Wohnungen kompensiert werden soll: „Das Zimmer zur Untermiete war früher die klassische studentische Wohnform. Heute ist es die Ausnahme. Das muss aber nicht so bleiben“, schwärmt er von Untermieter-Romantik à la Feuerzangenbowle.

Doch das eigentliche Problem, die mangelnde Bereitschaft von Vermietern, ausländische StudentInnen als MieterInnen zu akzeptieren, wird dadurch nicht gelöst. „Es gibt Vorbehalte von Vermietern, Wohnungen oder Zimmer an ausländische Studierende zu vermieten“, bestätigt auch Heiko Jansen vom Akademischen Förderungswerk Bochum. Gerade die so genannten „Free-Mover“, ausländische StudentInnen, die nicht im Rahmen eines Austauschprogramms, sondern auf eigene Faust nach Deutschland kämen, hätten deshalb erhebliche Probleme, eine passende Unterkunft zu finden. Und die Wohnheime könnten den Bedarf an Wohnraum nicht auffangen, was wiederum vor allem ausländische Studenten treffe: „Von den 1.400 Bewerbern, die wir Anfang Juli für unsere Wohnheime hatten, kamen rund 40% aus dem Ausland“, so Jansen.

Zu den Vorbehalten der Vermieter käme vielfach, dass es ohne sehr gute Deutschkenntnisse schwierig sei, die bürokratischen Hindernisse wie Mietvertrag, Kaution und Bürgschaft zu überwinden. „Ein Student aus dem Ausland kann eben nicht mal schnell den Papa anrufen, der das dann regelt“, so Jansen. Mit einer gemeinsamen Initiative des Förderungswerkes und der Uni Bochum will man nun auf die schwierige Situation ausländischer Studenten hinweisen und für mehr Offenheit bei Vermietern werben.

Beim Wissenschaftsministerium in Düsseldorf hält man die gegenwärtige Situation für „nicht besorgniserregend“, wie ein Sprecher auf Anfrage mitteilt. Erfahrungsgemäß entspanne sich die Lage in den ersten Monaten nach Semesterbeginn noch. Und angesichts der angespannten Finanzlage bei Bund und Ländern sei der Handlungsspielraum ohnehin begrenzt. Dass unter den schlechten Wohnbedingungen für ausländische Studierende der Ruf des Hochschulstandorts NRW leiden könnte, glaubt man im Ministerium jedenfalls nicht: „Immerhin ermöglichen wir ausländischen Studenten ein gebührenfreies Erststudium.“