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Archiv-Artikel

Zu lange gekuschelt

Für 5.300 Erstsemestler hat das Studium begonnen. Der AStA kündigt für die erste Novemberwoche Protestaktionen gegen die Hochschulpolitik des Senats an

Für 5.300 junge Leute hat gestern das Studium an der Universität Hamburg begonnen. Dieser stünden zurzeit „große Veränderungen“ bevor, erklärte Uni-Vizepräsident Holger Fischer bei der Begrüßung im Audimax. So werde die Studienstruktur radikal geändert. In einem Jahr sollen die Hälfte aller Fächer auf das zweistufige Bachelor- und Mastersystem umgestellt werden. Fischer versicherte den Studienanfängern, sie bräuchten sich keine Sorgen zu machen. Sie hätten nämlich die Wahlfreiheit, ob sie ihr jetzt begonnenes Diplom- oder Magisterstudium dann fortsetzen – oder in das neue gestufte System überwechseln wollen.

Auch in diesem Herbst hatten sich mit annährend 19.000 Bewerbungen fast vier Personen auf einen Studienplatz bemüht. Es seien alle Plätze ausgebucht, sagt Uni-Sprecher Peter Wiegand. Am höchsten war der Andrang in den Fächern Medienkultur mit 511 Bewerbungen auf 30 Plätze, Erziehungswissenschaften mit 504 Bewerbungen auf 63 Plätze und Journalistik mit 312 Anwärtern auf 27 Studienplätze. Diese Zahlen stehen im Widerspruch zum bis 2009 geplanten Abbau von 20 Prozent der Studienplätze. Der Abbau soll sich vor allem in den beliebten Kultur-, Sprach- und Geisteswissenschaften vollziehen.

Die AStA-Vertreter Nicolai von Podlewski, Jonas Füllner und Stefan Kühn hielten in ihrer Rede vor den Erstsemestlern der Uni-Leitung vor, dass sie zu lange einen „Kuschelkurs“ gegenüber dem CDU-Senat gefahren habe. Gleichzeitig kritisierten sie Uni-Präsident Jürgen Lüthje, weil dieser gegen Studierende Strafanzeige stellte, die aus Protest gegen die Hochschulpolitik sein Büro besetzt hatten. Eine Gerichtsverhandlung ist für den 16. November anberaumt.

Die AStA-Vertreter regten an, dass es auch in diesem Semester Protestaktionen gegen die Hochschulpolitik des CDU-Senats geben solle. Konkrete Pläne sollen auf einer Vollversammlung am 3. November beschlossen werden. Bereits für den 4. November ist eine Kundgebung gegen die geplante Zerschlagung der Universität geplant. Am 8. November ruft die Studierendenvertretung gemeinsam mit der SchülerInnenkammer unter dem Motto „Bildung ist Menschenrecht“ zu einer großen Demonstration auf. An diesem Tag, so berichtet Nicolai von Podlewski, findet vor dem Bundesverfassungsgericht in Karlsruhe die erste Anhörung zur Klage der CDU-regierten Länder gegen das Studiengebührenverbot statt. Sollte diese Erfolg haben, drohen künftigen Studierenden Gebühren von 500 Euro und mehr pro Semester.

Für Hamburgs Studierende wird das Studium ohnehin teurer. Wenn der CDU-Senat wie angekündigt ab Wintersemester 2005 eine zusätzliche Verwaltungsgebühr von 50 Euro erhebt, zahlen sie einschließlich HVV-Ticket und Studentenwerksbeitrag rund 235 Euro. Kaija Kutter