Bei Mitsprache gibt’s lecker Biokartoffeln

Die Studierenden an der Privat-Uni Witten/Herdecke sind selbst dafür verantwortlich, wenn’s in der Mensa mal wieder Saufraß gibt. In Göttingen dürfen die Studenten nicht ganz so viel mitreden. Trotzdem ist hier das Essen am leckersten

Studenten, die das Studentenwerk ihr Eigen nennen dürfen – an der Privat-Uni Witten/Herdecke ist das seit ihrer Gründung gang und gäbe. Sechs Studenten sitzen im Vorstand des Hochschulwerks, das als eingetragener Verein geführt wird. Pro Semester zahlt jeder Student einen Sozialbeitrag von 30 Euro – ein Klacks angesichts der hohen Studiengebühren, die jeder der etwa 1.000 Studenten an der Privat-Uni zu zahlen hat.

„Es ist gut, dass die Studenten für etwas zahlen, bei dem sie mitzubestimmen haben“, sagt Sebastian Buckup vom Vorstand des Hochschulwerks. „Die Leute engagieren sich und identifizieren sich stärker mit ihrer Universität als anderswo.“ Und sie sehen dem Vorstand auf die Finger. In jedem Semester gibt es eine Sitzung des Vereins. „Wenn wir schlecht wirtschaften, muss sich der Vorstand vor den Vereinsmitgliedern verantworten“, sagt Buckup. Über mangelnde Transparenz habe sich bisher noch keiner beschwert.

Probleme bleiben aber trotzdem nicht aus. „Es ist manchmal schwierig, eine kontinuierliche Arbeit zu machen“, gesteht Buckup. „Schließlich gehen die meisten gerade dann schon wieder, wenn sie gerade Fachleute geworden sind.“ Das Hochschulwerk versucht das Problem zu lösen, indem ausscheidende Vorstände ihre Nachfolger drei Monate lang anlernen.

Diesem Problem sind die studentischen Vertreter im Göttinger Studentenwerk nicht ausgesetzt, sind es doch im Jahr bloß drei von ihnen, die in den neunköpfigen Vorstand hineingewählt werden und sich in die Belange des studentischen Wohnens, Essens und der Sozialbetreuung einarbeiten müssen. Und trotzdem fühlen sich die Göttinger Studenten ausreichend vertreten. Bereits vor einigen Jahren wurde das Werk in eine Stiftung öffentlichen Rechts umgewandelt. Dabei wurde Sorge getragen, dass im Stiftungsrat fünf von elf Mitgliedern Studierende sind. Eine „relativ hohe Beteiligung“ sei das, findet Sascha John, Mitarbeiter im Sozialreferat des Göttinger Asta. Egal ob bei Mensapreisen, Gebührenerhöhungen oder Renovierungen der Wohnheime – stets können die Studenten mitreden.

Und bei der Einführung von Biokartoffeln und fair gehandeltem Kaffee in den Mensen und Cafeterien konnten sie sich mit ihrer Initiative gar komplett durchsetzen. Anfangs habe es sehr viel Widerstand gegeben, vor allem bei der Unileitung und Teilen der Professorenschaft, die den Studenten diese Verantwortung nicht zugetraut haben, erzählt John. „Inzwischen finden selbst konservative Profs, dass sich das Göttinger Modell bewährt hat.“ Mit dieser Meinung stehen die Professoren nicht alleine da: Auch die Kantinen-Gourmets beim alljährlichen Mensa-Ranking der Zeitschrift Unikum finden, dass die Göttinger Mensen zu den besten in ganz Deutschland gehören.

FELIX LEE, DANIEL SCHULZ