Blick der Minderheiten

Der Perspektivenwechsel im neuen Programm der Werkstatt der Kulturen ist nicht nur symbolisch

„Es geht uns darum, die Perspektiven der Minderheiten sichtbar zu machen“, sagt Philippa Ebéné, seit knapp einem Jahr Leiterin der Werkstatt der Kulturen. Diese klare Linie findet sich eindeutig in dem neuen Programm der Werkstatt wieder, das Ebéné am Freitag vorstellte. Den Schwerpunkt setzt die selbst aus der Film- und Theaterarbeit kommende Ebéné dabei zunächst auf das Kino.

Vier KuratorInnen unterschiedlicher ethnischer Herkunft betreuen in der Werkstatt der Kulturen Filmreihen, die etwa den neuen indisch-asiatischen Film abseits von Bollywood oder die arabisch-orientalische Filmwelt zum Thema machen. Auch die äußerst erfolgreichen nigerianischen Filmproduktionen, die der dortigen Szene den Beinamen „Nollywood“ eingebracht haben, werden präsentiert. Dass die KuratorInnen sowohl den Regionen verbunden sind, deren Produkte sie zeigen, wie auch der westlichen Kultur, ist Grundsatz des neuen Programms: Dem in Deutschland dominierenden Blick auf die Welt sollen andere Perspektiven entgegengesetzt werden.

Dass Künstler das in Berlin bereits praktizieren, machen weitere regelmäßige Programmpunkte deutlich: zum Beispiel die jeden Freitag stattfindende Transmusikale, bei der der aus dem Senegal kommende Sänger und Komponist Abdourahmane Diop Berliner Musiker jedweder Herkunft zum gemeinsamen Arbeiten vor Publikum einlädt. Auch die von der Deutschjapanerin Masayo Kajimura kuratierte Filmreihe „Made in Germany“ geht in diese Richtung: Kajimura präsentiert deutsche Filme, gemacht von Menschen mit Migrationsgeschichte.

In der von der Choreografin Oxana Chi kuratierten „Tanzkulturale“ soll ebenfalls die Auseinandersetzung mit transkultureller Identität im Mittelpunkt stehen. Chi, in Deutschland geboren, arbeitete in den vergangenen zwei Jahrzehnten als Künstlerin in über 20 Ländern auf allen Kontinenten. Transkulturalität sei für sie „wie eine Reise zu mir selbst“, sagt Chi: Sie verspeise die Eindrücke, die sie auf ihren Reisen gewinne, und scheide sie dann wieder aus: „Auf ästhetische Art!“

Um die Begleitdebatte zu den neuen, postmigrantischen oder hybriden Ausdrucksformen wird es in der von der Politologin Bilgin Ayata kuratierten Reihe „Wort trifft Tat“ gehen. Am Samstag ab 12 Uhr gibt es in der Werkstatt der Kulturen Kostproben des neuen Programms, unter anderem Kurzfilme aus dem neuen Angebot. BesucherInnen werden merken, dass der Perspektivwechsel tatsächlich sichtbar ist: Die Bühne im großen Saal wurde um 180 Grad gedreht. AWI