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Archiv-Artikel

Waldorflehrer: Geheimtipp für Quereinsteiger?

Die Zahl der offenen Stellen an Waldorfschulen wächst. Lehrerseminare suchen jetzt verstärkt nach neuen BewerberInnen

Der Waldorfboom hat auch seine Nachteile: Der Lehrernachschub für die mehr als 200 Schulen in der Bundesrepublik könnte ins Stocken geraten. Bisher werden Waldorflehrer nicht an staatlichen Universitäten ausgebildet, sondern besuchen nach dem Studium Lehrerseminare und freie Hochschulen. Ein staatliches Lehramtsexamen mit anthroposophischen Anteilen, wie es seit einiger Zeit an der Alanus-Hochschule in der Nähe von Bonn angeboten wird, ist bisher die große Ausnahme.

Die Kapazitäten reichen jedenfalls nicht mehr aus: „Uns erreichen Notrufe von Waldorfschulen, die dringend für ein bestimmtes Fach einen Lehrer oder eine Lehrerin mit Waldorfausbildung suchen“, berichtet etwa Helmut Klasohm vom Waldorflehrerseminar Kiel. Besonderer Bedarf, so Klasohm, bestehe „im Bereich der Sprachen und in der Oberstufe, hier vornehmlich in den Naturwissenschaften“. Doch auch KlassenlehrerInnen würden kontinuierlich gesucht.

Auch Walter Riethmüller, Vorstandsmitglied im Bund der Freien Waldorfschulen, ist das Problem nicht unbekannt: „Wir machen bereits verstärkt Werbung in den Printmedien, im Internet und auch mit Info-Veranstaltungen an den Universitäten.“ Naturgemäß setzt man besondere Hoffnungen auf Quereinsteiger aus dem staatlichen Schulwesen. Gerade in der Sekundarstufe würden in den Waldorfschulen zum großen Teil Lehrer unterrichten, die vorher bereits ein Staatsexamen für das staatliche Lehramt abgelegt haben. „Anders als es oft behauptet wird, kann ja nicht einfach jeder Waldorflehrer werden“, so stellt Riethmüller klar. Allerdings gebe es gerade in der Primarstufe schon mal Ausnahmen, etwa bei Fachlehrern in Bereichen wie Gartenbau oder Handarbeit. Was die Lehrer an staatlichen Hauptschulen, Realschulen oder Gymnasien in Richtung Waldorfschulen locken könnte, so Riethmüller, sei auf jeden Fall die größere berufliche Freiheit: „Sie können frei und kreativ arbeiten, ohne Direktiven von oben, ohne die enge Lehrplanbindung erlebt man eine ganz andere Form der Begegnung zwischen Lehrern und Schülern.“

Die Ausbildung zum Waldorflehrer fordert allerdings nicht nur pädagogisches, sondern auch ein gewisses finanzielles Engagement. Die Lehrerseminare decken ihre Kosten zum einen durch einen Teil der Elternbeiträge, die an den Schulen entrichtet werden, aber auch durch Studiengebühren. RADO KAMINSKI