„killer-lilly“
: Ein eher alltäglicher Streit

Angesichts des gestrigen Prozessbeginns vor dem Jugendgericht gegen die 16-jährige Ljiljana M. wegen Körperverletzung haben soziale Einrichtungen in Schnelsen-Süd das Vorgehen der Medien kritisiert. „Es handelte sich um keine Aktion einer brutalen Mädchengang, sondern um einen eher alltäglichen Streit zwischen zwei Mädchen, der eskalierte“, berichtet eine Sozialarbeiterin. Anschließend sei dem Mädchen vieles angedichtet worden: „Am meisten empört uns, dass Lilli von Bild in ‚Killer-Lilli‘ umbenannt wurde.“ Zudem werde der Stadtteil seit Wochen von Fernsehteams bedrängt, die über die vermeintliche Mädchengang von Schnelsen berichten wollten, die es aber – da seien Sozialarbeiter vor Ort einig – gar nicht gebe.

Der Fall Ljiljana hat von Schwarz-Schill initiiert eine Medien-Kampagne über die Laschheit der Jugend- und Familiengerichte ausgelöst, um die Politik des Einschließens und Wegsperrens von straffälligen Kindern zu untermauern. Die mehrfach der Polizei aufgefallene Ljiljana hatte im September eine gleichaltrige Schülerin im Beisein von Kids verprügelt. Selbst Polizei und Staatsanwaltschaft sahen keine Vorausetzungen für einen Haftbefehl. Trotzdem wurde das Jugendgericht in den Medien getadelt, da es keine Untersuchungshaft angeordnet hatte. Als das Familiengericht den Antrag des Familien-Interventionsteams der Sozialbehörde auf Unterbringung in eine geschlossene Einrichtung ablehnte, gerieten die RichterInnen ins mediale Trommelfeuer. KAJ/KVA