WOCHENÜBERSICHT: KONZERT : Thomas Mauch hört auf den Sound der Stadt
Eigentlich. Eigentlich sollte man ja auf Jazz hören, jetzt, so klangvolle Namen, beim Jazz Fest, beim Total Music Meeting: Louis Sclavis hier und Vinko Globokar und Cecil Taylor da, aber bei den Caesars faucht die Orgel so schön schundig und die Gitarren schaufeln den alten Dreck noch einmal um, dass es dem Garagenrocker ganz warm um sein Herz wird, und dazu Pop einfach als Powerpop mit seinem schlichten Sinn für die allergewöhnlichste Flutschmelodie, in der man sich einfach wohlfühlen muss. Nicht das große neue Ding, nein, mehr: ewige Jungsträume. Natürlich aus Schweden. Dazu geben Kashmir (das sind dann Dänen) als eigentlicher Hauptact mehr die Trauerkloßpose, unentschieden zwischen Allerweltsfolk und der Suche nach Erlösung im Hymnischen. Rockhistoriker dürfen sich U 2 vorstellen, die das dritte Led-Zep-Album nachspielen. Am Samstag im Mudd Club. Wenn dann am Dienstag die große Jazzoffensive schon wieder vorbei ist, zockelt eine Band im Bastard hinterher, die auch beim Jazz Fest beste Figur gemacht hätte. Um bei den beliebt bemühten Vergleichen zu bleiben: Him klingen wie ein wirklich mal lockeres Mahavishnu Orchestra mit einem nicht so notenverfressenen John McLaughlin, das Tortoise nachbessert. Ein Import-Export-Unternehmen mit weitreichenden Beziehungen von Gamelan über den african marketplace bis zur Copacabana. Den Indierock im Herzen. Als ob sie drüben in den USA Embryo endlich wirklich verstanden haben. Aus Hamburg, wo die Bands gern solche Kasteiungen tragen wie Ostzonensuppenwürfelmachenkrebs oder Hallelujah Ding Dong Happy Happy!, kommen Kiss Kiss Bang Bang, sie schütteln die musikalischen Rastalocken zum Spielautomaten-Electroclash. Die Residents als Tamagotchi-Fruchtzwerge? Spielen jedenfalls am Donnerstag mit der Berlinoffensive Kesseteens im Bastard.