: Kontrolle ist besser
Schimmlige Hülsenfrüchte, Gift im Curry: Hamburg ist Europas Hauptumschlagplatz für etliche Importgüter – deshalb hatte das dortige Hygieneinstitut auch 2003 gut zu tun
Hamburg taz ■ Es gebe „Erfreuliches zu berichten“, schickte Hamburgs Wissenschafts- und Gesundheitssenator voraus. Der parteilose Jörg Dräger freute sich gestern – anlässlich der Vorstellung von dessen Jahresbericht 2003 – nicht nur darüber, dass das städtische Institut für Hygiene und Umwelt (HU) seine „Kosteneffizienz“ erhöhen konnte. Auch die dort geleistete Arbeit stimmte ihn, wie auch den Geschäftsführer und den wissenschaftlichen Sprecher, zufrieden.
Die zehn Abteilungen des Instituts erbrachten im vergangenen Jahr insgesamt 708.000 Leistungen, also Untersuchungen oder Stellungnahmen – von der Analyse von Industrieschlacken über die Prüfung der Krankenhaushygiene und die Bekämpfung von Kopfläusen bis hin zur amtlichen Lebensmittelkontrolle.
Rund 22.000 Proben von Lebensmitteln und Bedarfsgegenständen wurden gesammelt. Einerseits gut 8.500 Proben aus der Stadt selbst, eingereicht von besorgten BürgerInnen – oder einer zwischen Institut und Behörden festgelegten Prüf-Agenda folgend. Andererseits wurden Importgüter untersucht, wobei, so der Senator, dem Institut eine besondere Verantwortung zukomme. Denn: „Immer mehr Lebensmittel werden über den Hamburger Hafen in die EU importiert“, und diese sorgt für steigendes Aufkommen, indem sie Grenzwerte verschärft oder für auffällig gewordene Produkte oder Herkunftsregionen erhöhte Aufmerksamkeit anordnet.
So kümmerte sich das Institut verstärkt um Gewürzmischungen, in denen wahrscheinlich Krebs erregende Farbstoffe enthalten waren. Ebenfalls war 2003 ein hoher Anteil von iranischen Pistazien wegen Schimmelbefalls zu beanstanden – in den ersten Monaten 2004 habe sich das gebessert, weil der Importeur seine Ware nicht mehr über den Hamburger Hafen einzuführen suche. Dafür war, rechtzeitig zum Pressetermin, eine Ladung mit Maden befallener Walnüsse abgegeben worden.
Von den 22.000 eingereichten waren 2.700 Proben zu beanstanden, rund zwölf Prozent – der Bundesdurchschnitt liegt seit Jahren zwischen zehn und 20 Prozent. 14-mal wurde eine Gesundheitsgefährdung festgestellt, mal durch Glassplitter im Graubrot, mal durch Bakterienbefall. Und es gab im dreistelligen Bereich falsch oder irreführend gekennzeichnete Produkte – bis hin zum „Schafskäse“ von schleswig-holsteinischen Kuhweiden. Alexander Diehl