: Ein Coach in Gönnerlaune
Mit dem 2:1 gegen Bröndby schafft sich Schalke 04 eine knifflige Ausgangsposition für das Uefa-Cup-Rückspiel in Kopenhagen, Trainer Heynckes zieht es aber diesmal vor, die positiven Dinge zu sehen
auf Schalke HOLGER PAULER
Mike Hanke bereitet seinem Trainer Kopfschmerzen. Nicht, dass es Jupp Heynckes unrecht wäre, dass Hanke die beiden Tore zum Schalker 2:1-Sieg gegen Bröndby Kopenhagen erzielte. Das Problem ist, dass Heynckes ebendiesem Mike Hanke vor einigen Wochen noch das Talent absprach, sich in der Bundesliga durchzusetzen. Und nun dies. „Ich habe eingesehen, dass ich bei meinen Einsätzen zuvor nicht immer alles gegeben habe“, sagte Mike Hanke nach dem Spiel und bot dem Trainer die Versöhnung an. Auf der Pressekonferenz ruderte dann auch Heynckes langsam zurück: „Mike hat in sich den letzten zwei, drei Wochen kämpferisch und läuferisch sehr stark verbessert.“ Von Durchbruch mochte er dann doch nicht reden. „Er muss die Leistung in den nächsten Wochen bestätigen“, sagte Heynckes. Allerdings müsse man ihm noch etwas Zeit geben. Der Junge feierte am Mittwoch seinen 20. Geburtstag.
Auf Schalke propagiert man momentan die Politik der kleinen Schritte. Fans und Verantwortliche erfreuen sich an den wenigen Lichtblicken. Das ist spür-, vor allem aber hörbar. Trotz des Rückstands und einer eher durchwachsenen Leistung gab es zur Halbzeit keine Pfiffe. Und als sich nach der Pause die Schalker Nordkurve erstmals lautstark zu Wort meldete, fiel prompt der Ausgleich. „Man spürt förmlich auf dem Platz, wenn die einen nach vorn schreien“, sagte Mike Hanke, der es als zweifacher Torschütze ja wissen muss. Mannschaft und Fans schaukelten sich zu einem Sieg, der durchaus hätte höher ausfallen müssen. Dazu wäre aber eine bessere Chancenauswertung von Nöten gewesen; eine, wie sie die dänischen Gäste an den Tag legten. Drei halbe Chancen, ein Tor. Dazu eine technisch sehr feine Spielanlage. Klingt erst einmal gut. Dennoch: Druckvoll trat Bröndby nicht auf, auch wenn Jupp Heynckes die Spielweise der Gäste hinterher lobte.
Wahrscheinlich lag es daran, dass sich Jupp Heynckes in Gönnerlaune befand. Auf seiner Positivliste war auch ein Name zu finden, der von vielen längst abgeschrieben war: Sven Vermant holte sich ein Extralob ab, obwohl er bei der Gästeführung mehr als unglücklich agierte. Erst klärte er den Ball in die Mitte, dann fälschte er den Schuss unhaltbar ab. Egal! Jupp Heynckes imponierte die kämpferische Einstellung des technisch und spielerisch starken Belgiers: „Wenn Sven so weiter macht, wird er unser Mittelfeld verstärken.“
Ist auch nötig: Ein festes Mannschaftsgefüge ist bei aller Zuversicht immer noch nicht zu erkennen. Das aus der Not geborene Rotationsprinzip greift nicht wirklich. Dennoch kämpfen sich immer wieder Spieler in die Mannschaft zurück, die vorher, entweder verletzt oder formschwach, keine Rolle spielten. Filip Trojan sorgte auf der linken Seite für Wirbel. Und auch die eingewechselten Hamit Altintop und Gerald Asamoah konnten Impulse setzen. Die Schalker sind momentan auf Einzelleistungen angewiesen, können sich aber meist auch darauf verlassen. Bereits am vergangenen Wochenende war es Niels Oude Kamphuis, der die Bayern fast allein besiegte.
Glaubt man den Worten von Jupp Heynckes, dürfte Ebbe Sand der Nächste sein, der auf den Erfolgspfad einbiegt. „Ebbe fehlt nur ein Erfolgserlebnis, um zu seiner alten Stärke zurückzukehren.“ Vielleicht klappt es schon im Rückspiel, wo es darum geht, den nicht gerade komfortablen Vorsprung zu verteidigen, oder besser noch auszubauen. „Wir sind auch in Bröndby in der Lage, Tore zu erzielen“, ist Heynckes überzeugt, „wir werden nicht immer so viele Chancen auslassen.“ Zumindest Mike Hanke hat seine Chance genutzt.
Schalke 04: Rost - Hajto, Waldoch, Matellan, Kobiaschwili - Pinto (62. Asamoah), Oude Kamphuis (62. Altintop), Vermant, Trojan - Hanke, Sand Bröndby IF: Zaza - Dan Anton Johansen, Jakobsson, Nielsen, Daugaard (70. Olesen) - Kahlenberg, Wieghorst, Retow - Kamper (84. Zimling), Karsten Johansen (64. Foldgast), JonsonZuschauer: 50.538; Tore: 0:1 Jakobsson (35.), 1:1 Hanke (60.), 2:1 Hanke (73.)