VW: Lage ernst, aber nicht Opel

Tarifverhandlungen bei VW unterbrochen. Größerer Job-Verlust bei Opel Rüsselsheim

RÜSSELSHEIM dpa ■ Das Opel-Stammwerk in Rüsselsheim ist möglicherweise am härtesten von den geplanten Stellenstreichungen des Mutterkonzerns General Motors (GM) betroffen. Dort sollen nicht wie bisher angenommen 4.000, sondern bis zu 4.500 Arbeitsplätze abgebaut werden, berichtet die FAZ. In der schwach ausgelasteten Produktion solle außerdem die derzeit geltende 30-Stunden-Woche beibehalten werden. In Rüsselsheim arbeiten in Entwicklung, Fertigung (Vectra, Signum) und Verwaltung rund 20.000 Beschäftigte.

Opel wollte die Meldungen nicht kommentieren. Der Gesamtbetriebsrat und das Management verhandeln seit Anfang der Woche über den Sanierungsplan. Die Arbeitnehmervertreter fordern, dass alle Standorte erhalten bleiben und betriebsbedingte Kündigungen ausgeschlossen werden. Die Zahlen des Stellenabbaus können je nach Ergebnis der Gespräche von den bisherigen GM-Plänen abweichen, heißt es in Unternehmenskreisen. Der Mutterkonzern GM will bei seinen europäischen Töchtern Opel, Saab und Vauxhall bis zu 12.000 von 63.000 Jobs streichen, davon 10.000 in Deutschland.

Die Verhandlungen zwischen Betriebsrat und Geschäftsleitung sollen in der kommenden Woche fortgesetzt werden. Nach den Arbeitsniederlegungen bei Opel droht bei Europas größtem Autobauer Volkswagen eine Eskalation des Tarifkonflikts. Die vierte Runde der Verhandlungen um drastische Kostensenkungen, die am späten Donnerstagabend in Hannover zu Ende ging, brachte keine Annäherung. Damit rücken Streiks bei VW näher.

Die IG Metall hatte ein Kompromiss-Paket vorgelegt, in dem die Gewerkschaft unter anderem von ihrer Forderung nach vier Prozent mehr Geld abrückt. VW lehnte das Paket aber ab. Die Gewerkschaft sei dem Unternehmen beim Thema Kostensenkung nicht entgegengekommen. Die Verhandlungen für die rund 103.000 Beschäftigten in den sechs westdeutschen Werken wurden auf den 28. Oktober vertagt. An diesem Tag läuft auch die Friedenspflicht bei VW aus. Sollte es dann zu keiner Einigung kommen, hat die IG Metall für Anfang November Warnstreiks bei VW angekündigt. Am 28. Oktober gibt der VW-Konzern zudem seine Zahlen für das dritte Quartal bekannt.

IG-Metall-Verhandlungsführer Hartmut Meine kritisierte in der Nacht nach 12-stündigen Verhandlungen, VW habe die „ausgestreckte Hand“ der IG Metall ausgeschlagen. Meine warf VW einen Verhandlungsstil vor, der „offensichtlich auf Krawall aus ist“. Er forderte VW auf, zur „Realität“ zurückzukehren. Andernfalls provoziere Volkswagen die Eskalation des Tarifkonflikts.