: Personalgerangel im Fachbereich
Polizei-Fachhochschule sorgt wieder für Schlagzeilen: Professorin wird gegen die Normen des Hochschulrechts und den Willen der Polizeiführung „befördert“, um sie auf dem Posten der Vizerektorin zu halten
von KAI VON APPEN
Intrigen, Mobbing, Mauschelei, Seilschaften – für solche Schlagwörter war der Fachbereich Polizei der Fachhochschule für Öffentliche Verwaltung (FHÖV) in der Presse immer schon gut. Zwischen Polizeipräsident Udo Nagel und Innensenator Dirk Nockemann (Schill-Partei) ist die Hochschule seit längerem ein Zankapfel. Beide Seiten hätten ihren Einfluss auf den Fachbereich Polizei gerne ausgedehnt. Die Polizeiführung um Nagel weigert sich trotz Mahnungen der Hochschulgremien seit geraumer Zeit, frei gewordene Professoren-Stellen mit externen Hochschullehrern ohne polizeilichen Stallgeruch zu besetzen. Gleichzeitig versucht die Behörde für Inneres (BfI) durch die Drohung, die Fachaufsicht für die Kommissarsausbildung wieder an sich zu ziehen, erneut mehr Einfluss auf den Fachbereich Polizei zu gewinnen. Zudem sorgt ein fragwürdiges Beförderungsverfahren für reichlich Ärger. Es geht um die Personalie der stellvertretenden Fachhochschulrektorin Ulrike Hermann.
Die ständigen Querelen um die Hochschule und die Einflussversuche von außen haben längst Folgen gezeigt: Die Zahl der Professoren an der Fachhochschule ist von einem Dutzend mittlerweile auf ganze acht Akademiker zum Wintersemester zusammengeschmolzen. Ausbildungsfelder wie Polizeirecht, Kriminologie oder Einsatzlehre sind akademisch gar nicht oder nur ungenügend besetzt. Einige Professoren haben den Fachbereich Polizei regelrecht fluchtartig wegen interner Schikanen und Mobbing verlassen. Mit der Folge, dass Polizeioffiziere nach Nagels Willen als Lehrbeauftragte einspringen (taz berichtete mehrfach).
Als nun auch noch mit Ulrike Hermann die Vize-Rektorin die Segel im Fachbereich streichen und den Job einer höher dotierten C 3-Stelle in Hildesheim annehmen wollte, zogen nach taz-Informationen Fachhochschulrektor Thomas Weise und Innensenator Dirk Nockemann die Notbremse. Beide verständigten sich darauf – zunächst gegen den Widerstand der Polizeiführung – Hermann auf eine C 3-Stelle in Hamburg „zu befördern“, um sie am Fachbereich zu halten.
Dafür gibt es wohl weniger fachliche, sondern eher politische Gründe. So gilt Ulrike Hermann als konforme Kandidatin der Innenbehörde. Wenn sie abträte, bestünde die Gefahr, dass BewerberInnen an ihre Stelle rücken könnten, die den Kurs, den die Behörde bei der Fachhochschule steuert, weit kritischer betrachten, als Hermann dies tat.
Für den Personal-Coup sind die Weichen unter anderem auf einer eiligst wegen „Dringlichkeit“ einberufenen internen Sondersitzung des Hochschulrates zum Thema „Personalangelegenheiten“ gestellt worden. Dazu ist ein Vertreter der Aufsichtsbehörde Polizei gar nicht erst erschienen. Ein rechtlich schwer umstrittenes Verfahren: „Beförderungen von Professoren sind dem Hochschulrecht fremd“, heißt es intern: „Die Stelle hätte ausgeschrieben werden müssen, stattdessen wurde das ganze Verfahren vertuscht und verschleiert.“
Die Betroffenen geben sich bedeckt. Innenbehördensprecher Marco Haase äußert sich nicht zu Einzelheiten und bestätigt lediglich die Personalie: „Es gibt an Frau Hermann ein entsprechendes Angebot.“ Und Polizeisprecher Reinhard Fallak möchte von einem Konflikt nichts wissen. „Es gibt eine neue aktuelle Meinungsfindung.“ FHÖV-Rektor Weise gibt sich ebenfalls eher einsilbig: „Zu Personalien kann und darf ich nichts sagen.“ Er fügt aber hinzu. „Es gibt in den zentalen Fächern einen enormen Personalbedarf.“