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Archiv-Artikel

Castro regiert vom Krankenbett aus

Nach seinem Sturz wurde Kubas Staatschef am Knie operiert. USA verstehen unter Sturz etwas anderes. EU-Verkehrskommissarin de Palacio: Castro soll bald sterben

SANTA CLARA/CARACAS afp ■ Nach seinem Sturz von einer Treppe hat sich Kubas Staatschef Fidel Castro einer mehr als dreistündigen Operation unterzogen. Seine Kniescheibe am linken Bein sei in acht Teile zersprungen und sein rechter Oberarm sei angebrochen, ließ der 78-Jährige die Kubaner gestern in einem fast 1.200 Wörter umfassenden Brief wissen. Darin beschreibt der kommunistische Staatschef detailliert sein Missgeschick bei einem Auftritt in der Stadt Santa Clara und die anschließende Operation.

Dabei war Castro bemüht, den Eindruck von Handlungsfähigkeit zu erwecken. Er habe sich nicht unter Vollnarkose operieren lassen, um durchgängig Kontakt zu seinem Büroleiter halten und seine Aufgaben wahrnehmen zu können, schrieb er in dem Brief, der in der dritten Person verfasst war.

Castros Sturz hatte Spekulationen um die Gesundheit des seit 45 Jahren regierenden Staatschefs und die politische Zukunft des Landes ausgelöst. Dabei wurde vor allem im Ausland nicht mit Häme gespart. Die US-Regierung lehnte es ausdrücklich ab, ihrem Erzfeind Fidel Castro eine rasche Genesung von seinen Knochenbrüchen zu wünschen. Im Vergleich zum „Leid“ des kubanischen Volks seien die Verletzungen des kommunistischen Staatschefs „wenig Besorgnis erregend“, sagte US-Außenamtssprecher Richard Boucher. Ein hoher Beamter des Außenministeriums sagte: „Wir warten seit Jahren auf Castros Sturz, aber so hatten wir uns das nicht vorgestellt.“ EU-Verkehrskommissarin Loyola de Palacio kommentierte Castros Malheur laut Medien wie folgt: „Wir alle hoffen, dass er so bald wie möglich stirbt. Ich sage nicht, dass er umgebracht werden soll, ich sage, er sollte sterben. Und ich hoffe, es noch erleben zu können.“