Endlich zuhause angekommen

Aufsteiger Arminia Bielefeld gewinnt gegen Hertha BSC Berlin endlich auch einmal vor eigenem Publikum. Matchwinner war wiederholt der ungeahnte Torjägerqualitäten zeigende ehemalige Bochumer Delron Buckley

BIELEFELD taz ■ Von dem Selbstvertrauen dreier Auswärtssiege in Folge war vor dem Anpfiff nichts zu spüren. Vor eigenem Publikum war Arminia Bielefeld bislang sieglos geblieben. Die Worte von Arminia-Präsident Hans-Hermann Schwick klangen auch eher nach Hoffen als nach Zuversicht. „Irgendwann muss es ja mal klappen“, so sein flehender Wunsch. Nicht nur er wusste, dass bei einer weiteren Pleite auf eigenem Rasen das Gerede über einen „Heimkomplex“ kaum noch zu vermeiden gewesen wäre. Umso wichtiger war da, dass die Mannschaft von der ersten Minute an die richtige Antwort gab. Der Aufsteiger zeigte sich hoch konzentriert und motiviert.

„Wir haben heute an uns geglaubt, das war entscheidend“, resümierte ein erschöpfter Erwin Skela später. Über weite Strecken der ersten Halbzeit ergriff Bielefeld die Initiative, auch wenn der Gast aus Berlin stets gefährlich blieb. In der 15. Minute war Arminias Keeper Hain bei einem Marcelinho-Freistoß das erste Mal gefordert. Nicht allein Hain überzeugte, die gesamte Abwehr präsentierte sich erneut kompakt. Erst sieben Gegentore mussten die Ostwestfalen in dieser Saison hinnehmen. Hinten sicher stehend, wurden vorne immer wieder die beiden quirligen Angreifer Fatmir Vata und Delron Buckley gesucht. In der 40. Minute war es dann auch Vata, der mit einem feinen Pass den schnellen Buckley auf die Reise schickte, dieser vollendete mit einem strammen Schuss in die rechte untere Torecke überlegt zum 1:0. Schon wieder Buckley. Der 26-Jährige, in Bochum zuletzt ausgemustert und in der Sommerpause nach Bielefeld gewechselt, erzielte bereits sein fünftes Saisontor – damit stellte Buckley seinen persönlichen Rekord aus der Saison 1998/99 ein.

Nach der Pause kamen die Gäste etwas aus der Kabine. Das Spiel blieb offen. Dennoch: „Wir waren heute einfach einen Tick zu pomadig“, räumte Hertha-Stürmer Bobic ein. Die spielerische Überlegenheit der Herthaner wurde zunehmend sichtbar, die Arminia setzte Kampf und Leidenschaft dagegen. Gerade der aufgrund einer Gesichtsverletzung „maskierte“ Petr Gabriel avancierte in dieser Phase zum Turm in der Abwehrschlacht.

Auch die Zuschauer – immerhin 21.141 – hielt es nicht mehr auf den Sitzen. Zwar ist das Stadion längst modisch-kommerziell in „Schüco-Arena“ umbenannt, doch jetzt schien nach langer Zeit wieder so etwas wie das berühmte „Alm-Fieber“ vergangener Tage aufzukommen. Dammeier und Buckley versäumten es, das Spiel vorzeitig zu entscheiden. Zehn Minuten vor Schluss bugsierte der freistehende Gilberto den Ball neben das Tor und kurz vor dem Ende vergab der einmal mehr enttäuschende Wichniarek gegen den glänzenden Hain. Arminia gewann schließlich „glücklich, aber nicht unverdient“, wie Trainer Rapolder bilanzierte. Glücklich war bei den Bielfeldern vor allem Delron Buckley. 1997 brach er sich beim Auswärtsspiel in Bielefeld die Kniescheibe, inzwischen hat er aber mit der Alm seinen Frieden geschlossen. „Es überwiegen mittlerweile die guten Erinnerungen an dieses Stadion“, so der südafrikanische Torjäger. SIMON RIESCHE