: Schimmel wegreden
Die RAG Immobilien AG steht unter Druck: Anwohner von Siedlungen in Bottrop und Oberhausen fordern die Behebung von Baumängeln
VON KLAUS JANSEN
Der Protest von Anwohnern der Siedlung Beckheide in Bottrop gegen die RAG-Tochter MGG zeigt Wirkung: Nach jahrelanger Hinhaltetaktik hat die RAG Immobilien AG Kompromissbereitschaft im Streit um die Übernahme Sanierungskosten für die im Zuge von Baumängeln verschimmelnden 110 Häuser der Siedlung signalisiert. „Wir werden in Kürze neue Gespräche mit den Anwohnern führen“, sagt Erich Kometz, Sprecher der RAG Immobilien. Ob den Anwohnern dabei Entschädigungsangebote gemacht werden, lässt Kometz jedoch offen.
Seit dem Bau der Siedlung Beckheide für die Internationale Bauausstellung klagen die Anwohner über schimmelnde Decken, bröckelnden Putz und undichte Dächer – Folgen von Schlampereien des von der MGG beauftragten Bauunternehmens Teerbau Hochbau (THG). Bauträger MGG und THG streiten seit Jahren über die Übernahme der Kosten in Höhe von etwa 10 Millionen Euro – saniert worden ist während des Rechtsstreits nicht (taz berichtete). Auch auf politischen Druck reagierte der Bauträger zunächst nicht: Ein offener Brief von Bottrops Oberbürgermeister Peter Noetzel (SPD), der von RAG-Chef Werner Müller eine zügige Sanierung forderte, blieb unbeantwortet. Die nun angekündigten Gespräche sieht Noetzel jedoch als Fortschritt: „Da ist innerhalb der MGG etwas in Bewegung geraten“, sagt er.
Nicht alle Anwohner der Beckheide können den Optimismus des Oberbürgermeisters teilen: „Immer, wenn die Medien in den vergangenen Jahren berichtet haben, sind in der Siedlung zwei Steine verrückt worden, aber zwei Wochen später sah es dann wieder aus wie vorher“, beklagt sich Hausbesitzer Udo Weilandt. Den wirklichen Willen zur Sanierung habe die RAG Immobilien immer vermissen lassen.
Auch in Oberhausen steht eine Tochterfirma der RAG Immobilien, die Wohnbau Auguste Victoria GmbH (WAV), in der Kritik der Anwohner. 23 Häuser und Wohnungen der Siedlung am Aldenkampshof leiden nach Angaben des Anwohners Michael Dreher unter Baumängeln. Allein in dem Haus, in dem Dreher seine Eigentumswohnung besitzt, hätten Gutachter Schäden in Höhe von 150.000 Euro festgestellt, sagt er – falscher, wasserdurchlässiger Beton in den Bodenplatten, eine schadhafte Außenabdichtung und Putzfassade. „Der Bauträger sagt uns, es gebe keine Probleme und hat trotzdem die für die Schäden verantwortlichen Baufirmen durch das Ziehen von Bürgschaften in die Insolvenz getrieben“, sagt Dreher. Das Verhalten der RAG-Tochter sei vergleichbar mit dem Vorgehen in Bottrop: „Von Seiten des Bauträgers wird auf Zeit gespielt, bis wir pleite sind.“ Vergleichsangebote der WAV hat Dreher abgelehnt, statt dessen ist er vor Gericht gezogen: Am zehnten November treffen sich Anwohner und Bauträger zu einem ersten Termin vor dem Essener Landgericht.
Die RAG Immobilien bestreitet, die Anwohner mit System hinzuhalten. „Wir haben immer Gespräche gesucht, um gemeinsame Lösungen zu finden“, sagte Sprecher Kometz. Im Beispiel Oberhausen habe man bereits die Sanierung bereits zu großen Teilen auf eigene Kosten vorgenommen. „Lediglich mit vier Parteien haben wir uns nicht einigen können“, sagt Kometz. In diesen Fällen werde man es auf ein Beweissicherungsgutachten ankommen lassen.