piwik no script img

Archiv-Artikel

Ausgerechnet die Managerpartei!

betr.: „Die Unentschlossenen“ von Stefan Reinecke, taz vom 4. 4. 09

Es ist, wie Stefan Reinecke schreibt, eine paradoxe oder auch absurde Situation: Da erlebt genau jene Partei einen Höhenflug, bei der man jetzt eigentlich den absoluten Niedergang erwarten müsste. Die Partei, die das Hohelied der unregulierten Märkte gesungen hat, die am liebsten alle und alles ungeschützt den Marktgesetzen ausgeliefert hätte. Doch stattdessen entscheiden sich die Wähler in Massen genau für diese Managerpartei, in der sich bevorzugt jene versammeln, die für das derzeitige Desaster verantwortlich sind, jene, die aus diesem Sammelbecken heraus selbstbewusst verkündet haben, die Leistungsträger zu sein, und daraus auch ein Anrecht auf jedes noch so üppige Managergehalt abgeleitet hatten: Leistung – und gemeint war wohl auch Fehlleistung – hatte sich zu lohnen. Nun ja, vielleicht haben wir ja 15 Prozent Manager in unserer Gesellschaft (wäre vielleicht auch eine Erklärung für den wirtschaftlichen Niedergang), vielleicht halten sich aber auch nur viele kleine Sachbearbeiter für solche.

Jedenfalls, so scheint mir, verhält sich ein normal verdienender Arbeitnehmer, also jeder, der nicht zu diesen „Leistungsträgern“ zählt und bei dem Tantiemen fürs Einkommen eher eine Nebenrolle spielen, der aber jetzt den ganzen Schlamassel über seine Steuergelder finanzieren darf und der dennoch diese Partei wählt, im Grunde wie ein Delinquent, der seinem Scharfrichter ein Trinkgeld gibt.

PETER KASTL, Karlsruhe

Die Redaktion behält sich Abdruck und Kürzen von LeserInnenbriefen vor. Die veröffentlichten Briefe geben nicht unbedingt die Meinung der taz wieder.