Jetzt oder nie

Werder empfängt heute Anderlecht. In Belgien redet man die Chancen des Rekord-Meisters möglichst klein

Bremen taz ■ Bloß nicht Autofahren: Ein akutes Parkplatzproblem hat Werder Bremen für die heutige Champions-League-Partie gegen den Royal Sporting Club Anderlecht angekündigt. Die 2.500 belgischen Fans werden ab mittags erwartet. Das Weserstadion, heißt es, ist „restlos ausverkauft“. Ganz leer gehen Spätentschlossene aber diesmal wenigstens nicht aus: Nach langem Rumoren und kontinuierlicher Kritik seitens des Werder-Managements (taz berichtete) hat sich Sat.1 dazu durchgerungen, jetzt auch einmal eine Bremer Champions-League-Partie zu übertragen (Anpfiff 20.45 h).

Und das, obwohl selbst die Belgier eher skeptisch auf die Chancen ihres Rekordmeisters blicken. In den drei Spielen der Champions League gab es für die Lila-Weißen drei Niederlagen, und zwei davon obendrein zu Hause, obwohl die Mannschaft als ausgesprochen heimstark gilt. Nur zwei Tore haben sie geschossen, dafür aber sieben Gegentreffer kassiert. Selbst wenn der RSC gegen Bremen gewinnen würde, bliebe man wohl Tabellenletzter in der Gruppe G. Ein Desaster für den Traditionsverein. Von einem „match de l‘espoir“, einem „Hoffnungsspiel“ schreibt zwar die Presse. Aber auch das nur, um festzustellen, dass die Voraussetzungen durch die Verletzung der Mittelfeldakteure Pär Zetterberg und Fabrice Ehret nun wohl noch schlechter geworden seien als sie bislang waren.

Folgerichtig widmen sich die Fans mittlerweile viel grundsätzlicheren Fragen als dem nächsten Spiel: Heiß diskutiert wird, ob nicht der ganze belgische Fußball zu schwach für Europa ist. Die Antwort lautet meist Ja, und in die Depression mischt sich der Wunsch nach einer neu zu bildenden niederländisch-belgischen Liga. Nur ganz Verwegene behaupten, der FC Brügge könnte ja vielleicht im Uefa-Pokal noch etwas reißen. Der RSC Anderlecht hingegen, finden selbst Belgica-Enthusiasten, „kan nie mee, da is duidelijk“.

Allzu deutlich vielleicht: Angeschlagen und klein geredet ist noch jeder Gegner über sich hinaus gewachsen. Zu verlieren hat der RSC ohnehin nichts mehr – es sei denn ein bisschen Renommee. Das könnten die Belgier nur verspielen, wenn Trainer Hugo Broos auf Sicherheit spielen ließe. bes