: Der Kellner heißt Angelo
Gastro neu: Das „Ferrari“ in Berlin-Mitte – exzellente italienische Küche und ein vorzüglicher Service
Der Kellner heißt Angelo und ist ein Mann von kräftigem Händedruck. Er steht dienend einem Haus vor, dessen Koch Fabrizio Sartor für feinste italienische Küche steht, und zwar ohne toskanafraktionshaften Chi-chi: dem Ferrari. Zubereitet werden Zutaten, die einerseits auf heimischen Ökoanbau vertrauen, andererseits sich des Lieferservice aus Frankreich („Rungis-Express“) sicher sein können.
Gegessen haben wir ein Menü aus fünf Gängen – angefangen mit einem Starter, der aus einem Crostino, belegt mit Basilikumricotta und Salamipaté bestand. Im Anschluss wartete das Haus mit einem Käsesoufflé auf, gebacken aus italienischen Ziegen- und Schafskäse, serviert auf einem Bitterhonigspiegel.
Angelo weiß die Vorzüglichkeit des Auftakts gut zu erläutern, ohne in championsleagueähnlichen Hochmut zu verfallen: „Wir wissen, was wir können.“ Was der nächste Gang ebenso lecker zu bestätigen wusste: ein Steinpilzrisotto der mürbsten Art. Die Pilze auf den Punkt gesotten, der Reis mit leichtem Biss belassen – eine Delikatesse von süchtig machender Weise. Schließlich die vierte Etappe, ein Kalbsfilet, ummantelt von einer krustigen Scheibe Schinken S. Daniele, zu einem delikaten Turm geschichtet, dessen Plateau eine Scheibe geröstetes Weißbrot abgab. Das Dessert … ein himmlisches, das Kostenproblem zur Seite schiebendes Etwas: Man soll eben für Speisen der filigranen Küche nicht weniger Geld ausgeben als für eine gute, solide Handwerksstunde. Die Nachspeise jedenfalls gab ein After-Eight-Parfait auf Bitterpflaumensauce: köstlich.
Die Getränke? Sollte man nicht besser sagen: die von Kellner Angelo auf Reisen auch in seiner trentinischen Heimat geborgenen Winzerschätze: Man servierte uns zunächst als Aperitif einen Ferrari Spumante, später herbe Tropfen aus der Gegend zur slowenischen Grenze, Rotes und Rötliches aus dem Piemont. Man wähnt sich einige Stunden lang, ohne Hast, in einer anderen Kultur. Für diese bürgen Irina und Luca Ferrari, deren ganzer Stolz dieses Restaurant ist, weil sie sich zum Ziel gesetzt haben, den Deutschen eine italienische Küche zu präsentieren, die Italienfreunde aus der Toskana, aus dem Veneto, aus Umbrien oder dem Friaul als Erlebnis mitgebracht haben.
Bedauerlicherweise liegt das Haus – mit dem an Michael Schumacher gemahnenden Namen obendrein – in einer Straße, die sehr den Geist der FDP-Zentrale atmet, etwas abhängt hinter den Bundestagsbauten, gleich an der Charité. Dennoch: Das „Ferrari“ ist auf dem Weg, zu annehmbaren Preisen das wichtigste italienische Restaurant der Stadt zu werden. Und vergehen noch einige Monate, wird auch die (von Hans Kollhoff und Helga Timmermann ausgedachte) Einrichtung ein wenig von ihrer Steifheit verlieren: Es fehlt dem Haus einfach noch die Aura eines Tempels, in dem Platz zu bekommen etwas Mühe kostet. Es könnte aber gut sein, dass eben dies bald so sein wird. JAN FEDDERSEN
Ristorante Ferrari, Reinhardtstr. 33, 10117 Berlin, (030) 27 58 26 08, info@ferrari-ristorante.de, Mo. bis So., 12 Uhr bis Mitternacht; Speisen zwischen 8 und 20 Euro, Wein und Bier