: Die Intensivhingucker
Seit einer wenig seriösen Medienkampagne widmet sich ein Sonderdezernat den jugendlichen Serienstraftätern
„Brutal und unverbesserlich“ – auch seriöse Tageszeitungen titeln immer noch reißerisch, wenn das bei der Staatsanwaltschaft für Intensivtäter geschaffene Sonderdezernat neue Zahlen veröffentlicht. Rund 240 Intensivtäter sind nach Angaben von Oberstaatsanwalt Manfred Schweitzer inzwischen als Serienstraftäter registriert. Ein jeder sei mindestens wegen fünf bis zehn Gewaltdelikten aktenkundig geworden, manche auch 60 Mal. 70 bis 80 Prozent der Täter, so Schweitzer, „sind nichtdeutscher Herkunft“.
Das Sonderdezernat ist das Produkt einer Medienkampagne gegen Justizsenatorin Karin Schubert (SPD). Auslöser war ein Polizeibericht über den Fall des 20-jährigen Libanesen Mahmoud R., der 2003 an die Öffentlichkeit gelangt war. Der junge Mann war bereits 80 Mal wegen Verdachts von Straftaten aktenkundig geworden. Vieles, was über die angeblich zu lasche Justiz im Fall von Mahmoud R. seinerzeit kolportiert wurde, entsprach nicht der Wahrheit. Denn bereits als 14-Jähriger war er zu einer deutlichen Jugendstrafe verurteilt worden. Aber die Diskussion war eröffnet, andere Fälle folgten, wie der des 16-jährigen Sawis, der schon mit 62 Delikten aufgefallen war, bevor er auf dem Schulhof mehrere Lehrer verprügelte und in Untersuchungshaft kam.
Bei einem Gipfeltreffen verständigten sich Justiz- und Innenverwaltung darauf, den jugendlichen Serientätern in Zukunft ein verstärktes Augenmerk zu widmen. Folge war eine Sonderzuständigkeit bei der Staatsanwaltschaft – und auch bei der Polizei. Als Intensivtäter gilt, wer verdächtig ist, den Rechtsfrieden besonders störende Straftaten begangen zu haben oder innerhalb eines Jahres in mindestens zehn Fällen von einigem Gewicht straffällig geworden zu sein, sowie wenn die Gefahr einer sich verfestigenden kriminellen Karriere besteht.
196 Anklagen hat das Sonderdezernat seit seiner Gründung am 1. Juni 2003 gefertigt. 86 Urteile sind ergangen. Etliche Täter seien mit dem Ergebnis aus dem Verkehr gezogen worden, dass es an Kriminalitätsbrennpunkten wie Nord-Neukölln deutlich ruhiger geworden sei, sagt Schweitzer. PLU