: Die Queen, eine von uns
Vielfältig, aber weithin vergessen sind die Verbindungen des englischen Königshauses zu Deutschland
Was hatte Deutschland, als es noch Agrarland war, an Hochwertigem zu exportieren? Bio-Produkte aus deutschen Landen. Die deutschen Fürstenhöfe waren berühmt als Lieferanten von Prinzessinnen und Prinzen für Europas Staatenwelt.
Zu einem wichtigen Importland wurde vor allem Great Britain. Georg von Hannover schaffte es als George I. auf den Königsthron, weil er weitläufig genug mit den gestürzten Stuarts verwandt war, um nicht den Argwohn der Londoner City zu erregen. Er konnte kein Englisch, mischte sich nicht ein, was wiederum zur Entwicklung des britischen Parlamentarismus beitrug. Die Hannoveraner kamen und gingen, bis schließlich Albert von Sachsen-Coburg-Gotha im 19. Jahrhundert zum Prinzgemahl von Queen Victoria avancierte. Eine Tochter von Victoria & Albert heiratete den preußischen Kronprinzen Friedrich. Anglophilismus breitete sich aus in Berlin, erst ihr nichtsnutziger Sohn Wilhelm verdarb die Freude.
Zum Schluss sei auf den Prinzgemahl Elizabeth II., den Herzog von Edinburgh, verwiesen, der trotz dieses schottischen Titels ebenfalls mütterlicher- wie väterlicherseits kleineren deutschen Fürstengeschlechtern entstammt.
Natürlich musste sich das deutsche Importgut nach England den Wechselfällen der Geschichte anpassen. So nannte sich das englische Königshaus, die deutsche Spuren verwischend, im Ersten Weltkrieg einfach Windsor, nach einem verfallenen Königsschloss. Auch die Battenberger folgten dem Trend und hießen fortan Mountbatton, unter welchem Namen sie zum Ruhm der britischen Seemacht beitrugen und dem Prinzgemahl Philip zu einem untadeligen Nachnamen verhalfen.
Indes, wenn die Nachkommenschaft Elizabeth II. sich nicht standesgemäß verhielt, Skandale und Unkosten produzierte, waren die Antiroyalisten schnell mit der verächtlichen Qualifizierung „The Germans“ bei der Hand. Aber zum Schluss obsiegte stets die traditionelle Treue zum Königshaus, mögen sich auch noch so viele deutsche Webfehler in die Thronfolge eingeschlichen haben. Deutscherseits sind wir auf alle Fälle glücklich und dankbar, dass unser virtueller Monarchismus im Fall von Elizabeth II. sich auf eine so konkret nachweisbare Verwandtschaft stützen kann. Und geht unser Staatsbürgerrecht, von einigen schädlichen Neuerungen abgesehen, nicht nach wie vor vom Blut der Vorfahren aus? CHRISTIAN SEMLER