: Mein Körper und George W. Bush
Die Entscheidung ist gefallen. Jetzt werden wir am eigenen Leib erfahren, was es bedeutet, dass George W. Bush für weitere vier Jahre US-Präsident sein wird. Eine Schautafel zu den körperlichen Auswirkungen der Präsidentschaftswahl von HANNAH PILARCZYK, JAN FEDDERSEN und STEFAN KUZMANY
GEHIRN: Weitere vier Jahre George W. Bush werden die Linke weltweit in Depressionen stürzen, bei um den Weltfrieden besorgten Menschen Kopfschmerzen verursachen.
SPRACHE: Die fortgesetzte Konfrontation mit weiteren „Bushisms“, den merkwürdigen Wortschöpfungen des George W. Bush, wird aufgrund der Vorbildfunktion des US-Präsidenten zu weltweit ansteigenden Kommunikationsstörungen führen. Zunehmen werden simple Versprecher, grammatikalisch falsche Sätze, völlig unlogische Aussagen und komplettes Kauderwelsch.
HERZ: Die Wiederwahl von George W. Bush wird vielen homosexuellen Paaren das Herz brechen, denn die Chancen, dass sie heiraten können, sind seit gestern gesunken. Bush könnte versuchen, in Senat und Kongress ein Homoehenverbot per Verfassung durchzusetzen. In elf Bundesstaaten gab es zusätzlich zur Präsidentschaftswahl Referenden zur Homoehe. In allen Staaten dasselbe Ergebnis: Gleichgeschlechtliche Ehen soll es nicht geben.
MAGEN: Die unter George W. Bush vorangetriebene Ausbreitung von Lebensmitteln mit genmanipulierten Zutaten wird in seiner zweiten Amtsperiode weiter voranschreiten. Der Fairness halber muss man anmerken: auch von einem Präsidenten John Kerry wäre nichts anderes zu erwarten gewesen.
GEBÄRMUTTER: Der Bauch US-amerikanischer Frauen gehört weder den Frauen noch George W.: das letzte Wort in Abtreibungsfragen hat der Supreme Court. Allerdings werden die Verfassungsrichter von Senat und Präsident gemeinsam ernannt. So fährt Mr. Bush den Frauen indirekt doch in den Unterleib.
FINGER: Wer in die USA reisen will, sollte nach dem Willen George W. Bushs seine Fingerabdrücke und weitere biometrische Daten in seinem Pass haben. Deswegen hat auch die Bundesregierung, emsig bemüht, zum Kampf gegen den Terror beizutragen, die Entwicklung von Biometrie-Ausweisen vorangetrieben. Dumm nur, dass Fingerabdrücke leicht zu fälschen sind, wie Experten kritisieren.
SEX: George W. Bush wird weiterhin kein Anti-Aids-Projekt (in Afrika, Asien oder Osteuropa) fördern, das nicht in erster Linie Keuschheit und Treue propagiert. Im Gegenteil wird Bush dafür sorgen, dass Aidspräventionsarbeit, die auf (über Sexualität offen und angstfrei sprechende) Arbeit setzt, die finanzielle Unterstützung versagt wird. Die Empfehlung von Kondomen als Mindestschutz beim Geschlechtsverkehr gilt entsprechend als ausgeschlossen.
KNIE: Höchst bedrohtes Gelenk. Sich selbst ins Knie schießen müssen demnächst all jene Angehörigen der US-Armee, die sicherstellen wollen, nicht in ein weiteres Eroberungsabenteuer ihres Oberbefehlshabers verwickelt zu werden.
HAUT: Der Mensch ist schuld an der Erderwärmung, sagen jetzt auch die US-Umweltbehörden. Wann sie den Namen des Menschen verraten, ist noch unklar. Bis dahin: kein Kioto-Protokoll, dafür mehr Hautkrebs.
FUSS: Seit 2001 kriegt jeder bei der Einreise in die USA kalte Füße: beim Sicherheitscheck am Flughafen müssen die Schuhe ausgezogen und geröntgt werden. Reaktionen von Einreisewilligen auf Präsident Bush: zunehmend verschnupft.