Good morning, how are you?

Englisch für die Kleinsten: Die Hamburger Kindertagesstätten des Roten Kreuzes bieten jetzt „Early English“ an. Mit Gesang und Spiel nähern sich die Jüngsten der Fremdsprache an. Migrantenkinder erschließen sich sogar ihre dritte Sprache

von Christina Flöper

Artur läutet eine Glocke. Es ist 9.30 Uhr im Kinderhaus „Springmaus“ im Hamburger Stadtteil Neu-Allermöhe. Zeit für die wöchentliche „Early English“-Lektion. Der fünfjährige Artur gehört zu einer Gruppe von sieben Kindern, die sich im Raum einfinden. „Good morning, Kilian, how are you?“, fragt Erzieherin Cornelia Wegner (47) einen Fünfjährigen. „Very well, thank you“, kommt die Antwort noch ein bisschen zögerlich. Doch spätestens als aus einem Kassettenrekorder eine Melodie des Musikers Paul Lindsay klingt und die Kinder den Dialog singen, geht ein Lächeln über ihre Gesichter. Eifrig streicheln sie sich beim „very well“ über ihre Bäuche.

Cornelia Wegner hat gemeinsam mit einer weiteren Kollegin an einer Fortbildung des irischen Lehrers und Musikers Lindsay teilgenommen. Vor vier Jahren hatte der das Projekt gemeinsam mit dem Deutschen Roten Kreuz (DRK) in Bremen gestartet. Die Hauptrolle spielen die beiden von Lindsay kreierten Figuren Annie und Alex. Jedes Kind, das an den Englischstunden teilnimmt, hat einen eigenen Karton, wo sich ein Malbuch und ein „Aktivity-Buch“ zum Lernprogramm befinden.

Zu Hause haben die Mädchen und Jungen Annie und Alex als Papierstabpuppen gebastelt. Nina erzählt ihre Geschichte, wie sich die beiden kennen gelernt haben. Dabei spricht Nina Deutsch, denn so groß ist ihr Wortschatz noch nicht. Aber auf Englisch bis zehn zählen, das kann sie schon und auch wie die Farben auf Englisch heißen, weiß sie. Die Schuhkartons können die Kinder als Theater benutzen, als „Playground for Annie and Alex“. „Das Wichtigste ist, dass die Kinder Spaß am Englisch haben“, so Wegner. Bei vielen Kindern geht es sogar um den Drittspracherwerb, denn ihre Eltern stammen aus Polen, Russland, Dänemark oder Afghanistan.

Anja Ostrowski (38) findet dafür vor allem Kleingruppenarbeit wichtig. Die Sozialpädagogin und Lerntherapeutin bietet vier Mal pro Woche in der Springmaus ein spezielles spielerisches Frühförderprogramm für Deutsch an. Wie die so genannte HAVAS-5-Studie ergab, hat mehr als ein Drittel der Hamburger Kinder mit Migrationshintergrund Schwierigkeiten mit der deutschen Sprache.

Weil die Lernfähigkeit aber gerade in den ersten Lebensjahren besonders groß ist, haben Experten gegen das Erlernen zusätzlicher Fremdsprachen nichts einzuwenden. „Nie ist das Lernfenster hierzu offener als in den ersten Lebensjahren“, sagt etwa Martin Peters, Fachreferent für Kitas beim Päritätischen Wohlfahrtsverband.

Das Englisch-Angebot müssen die Eltern bezahlen. 20 Euro kostet sie das Material, dazu kommt monatlich ein Euro für die wöchentliche Lektion. In zehn der 26 Hamburger DRK-Kitas wird „Early English“ derzeit angeboten. „Es ist für uns kein Wettbewerbsinstrument“, sagt Martin Gurtmann, der das Kinderhaus Springmaus leitet. „Die Eltern entscheiden in der Regel nicht nach Angebot, sondern nach Ortsnähe.“

Infos unter www.annie-alex.com oder bei der DRK-Kita-Beratung unter der Telefonnummer 76 60 92 47