: Klasse Kino
Kinder sitzen heute mehrere Stunden am Tag vor dem Fernsehen – die Schule ist dennoch auf die Schriftkultur fixiert. Die Schul-Film-Woche will Medienkompetenz vermitteln
Bremen taz ■ Welcher Schüler wollte nicht mal für ein paar Tage die harte Schulbank mit dem weichen Kinosessel eintauschen. Ein Projekt mit dem Namen „Lernort Kino“ bietet diese Chance: Im Rahmen einer Schul-Film-Woche werden LehrerInnen und SchülerInnen in die Bremer Lichtspielhäuser geschickt.
Kino kucken allein reicht aber nicht aus. Die Filme sind als Ergänzung zum herkömmlichen Unterricht gedacht und sollen entsprechend vor- und nachbereitet werden. Den Lehrkräften, die damit bisher wenig Erfahrung haben, möchte die InitiatorInnen des Kölner Instituts für Kino und Filmkultur (IKF) mit Fortbildungsworkshops auf die Sprünge helfen. Darüber hinaus stellt das IKF Begleithefte zur Verfügung, die neben Hintergrundinformationen auch Erklärungen zu filmischen Stilmitteln und Genrebeschreibungen beinhalten.
Bildungssenator Willi Lemke begrüßte das Projekt als schöne Gelegenheit, Kinder und Jugendliche an das Medium Film heranzuführen. Er ging aber auch auf Befürchtungen ein, das Ganze könne als ein weiterer Wandertag enden. „Ich werde beobachten lassen, wie das abläuft“, kündigte er an, „die SchülerInnen müssen auf die Filme vorbereitet werden, sonst stehe ich nicht mehr als Schirmherr zur Verfügung“. Gleichzeitig lobte er das „exzellente Unterrichtsmaterial“, dass das IKF erarbeitet habe.
Jochen Coldewey von der „nord media Fonds GmbH“ ließ die Befürchtungen Willi Lemkes nicht gelten. „Es geht nicht um Wandertage, sondern darum das Kino als sozialen Ort zu stärken“. Für ihn ist die Bremer Schul-Film-Woche auch ein Beitrag gegen „das triste Fernseh-Einerlei“. Die staatliche nord media unterstützt die Schul-Film-Woche in Bremen und Niedersachsen mit einer Finanzspritze.
„Das Projekt ist bisher ein großer Erfolg, freut sich der Initiator von Lernort Kino und Mitarbeiter des IKF, Horst Walter. Vor zwei Jahren habe man in Nordrhein-Westfalen angefangen, mittlerweile sei man in 13 Bundesländern vertreten. Das IKF sieht aktuellen Handlungsbedarf: SchülerInnen würden täglich mehrere Stunden mit Medien umgehen, trotzdem spielten diese im Unterricht bisher keine Rolle. Hier stehe nach wie vor die Lektüre im Mittelpunkt. „Wir bewegen uns aber von einer Schrift- zu einer Bildkultur“. Deshalb seien „Medien und Bilderkompetenz heute genauso wichtig wie der Mathematikunterricht“, begründet er das Engagement seines Institutes.
Stattfinden wird die Schul-Film-Woche vom 22. bis 26. November. Vom kleinen Eisbären bis Bowling for Columbine ist für jede Altersstufe etwas dabei. Die Karten kosten 2 Euro 50. Noch bis zum 9. November können sich Lehrkräfte Karten unter Telefon 3876749, oder unter der Mailadresse bremen@lernort-kino.de anmelden. Danach können lediglich Vorstellungen gebucht werden, die noch freie Plätze zur Verfügung haben. Fritz Schorb