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Archiv-Artikel

Kinder sollen den Forscherblick lernen

Elisa an der Bremer Uni bietet für den Sachkunde-Unterricht in der Grundschule ein einzigartiges Ausflugziel – als schulfremder Lernort, der die kinder ganz anders motivieren kann. In Oldenburg gibt es seit vier Jahren so ein „Chemol“

Von kawe

Da steht er plötzlich in dem Sichtbeton-Flur der Bremer Uni, der leibhaftige „Christoph“ alias Christoph Biemann, die Verkörperung der Sendung mit der Maus. So schüchtern und scheinbar unbeholfen wie auf dem Fernsehbildschirm, wo er den Kindern den Sonntag vormittags auf amüsante und spannende Art mit seinen „Lach- und Sachgeschichten“ verkürzt. Gekommen war er zur Einweihung des „Forschungslabors Elisa“.

Im Bereich der Lehrerausbildung für die Grundschulen hatten die Hochschullehrer Brunhilde Marquardt-Mau und Michael Haag eine besondere Idee: Sie wollen ein richtiges Labor aufbauen, in dem Kinder im Grundschulalter selbst experimentieren können. Im Rahmen eines Projektes sind die ersten Bausteine des Labor entstanden, bei der Arbeit sollen die Studierenden viel lernen und auch die Klassen, die sich da anmelden können.

Lehrerin Svantje Brünger aus Rönnebeck war schon in der Testphase mit ihrer Klasse da – begeistert von den Angebot dieses „außerschulischen Lernortes“. Die lange Anfahrt ist es wert, findet sie, denn Kinder nehmen ein Sachkunde-Experiment ganz anders wahr, wenn es eingebettet ist in die Erfahrung eines Ortes, an dem normalerweise die Erwachsenen lernen. In der automatisierten Produktion von Firmen, so ihre Erfahrung, können Kinder heute kaum nicht etwas wirklich sehen und anfassen.

Mindestens genauso wichtig wie das Experiment ist für die Kinder die Erfahrung, dass sie hier an der Uni ernst genommen werden. Für die Lehramts-Studentinnen ist die Beschäftigung mit den Schulklassen ein erster Praxis-Test.

Lehrerin Bünger scheint eine Ausnahme in der bremischen Grundschule. Für das Lernen der Kinder, sagt sie, ist die klassische Schulstunde, 45 Minuten an Bänken sitzen und auf das Klingelzeichen warten, nicht gut. Sie organisiert ihren Unterricht in „Projekten“, die Kinder haben über eine Woche oder länger ein Thema, arbeiten schon in der Grundschule in Gruppen, „problemorientiert“. In Dänemark, wo sie früher gearbeitet hat, ist das selbstverständlich. In Bremen eher die Ausnahme.

Bei der Eröffnung des Elisa-Kinderlabors (Elisa steht übrigens für „Entdeckendes Lernen im naturwissenschaftlichen Sachunterricht“) war ihre Klasse wieder dabei. „Wir erforschen hier, wie Wasser bergauf fließt“, erklärt ein Mädchen, das gerade an einem Schlauch gesogen hat. Hochschullehrer Michael Haag berichtet vergnügt, ein Grundschul-Junge habe ihm erklärt: „Wenn mir sonst nichts einfällt, werde ich später Wissenschaftler.“ Lehrer dürften sich auf keinen Fall als „Belehrer“ verstehen, sondern müssten die Neugierde der Kinder unterstützen, diese pädagogischer Botschaft will er seinen Studierenden vermitteln, findet Haag. Und: Das naturwissenschaftliche Interesse bildet sich nicht erst im Alter von 10 Jahren, wie viele denken, sondern im Grund- oder Vorschulalter. Das ist das Geheimnis der Popularität von der Sendung mit der Maus. „Elisa“ soll nicht nur ein Angebot für Schulklassen sein, sondern auch eine neue Lehrergeneration ausbilden helfen. Kontakt: bmm@uni-bremen.de; mhaag@uni-bremen.de

CHEMOL Oldenburg

An der Universität Oldenburg hat Prof. Ilka Parchmann im Jahre 2000 ein vergleichbares Projekt ins Leben gerufen: CHEMOL. Ziel ist es, Kindern sehr früh ein besseres Verständnis für die Naturwissenschaften zu vermitteln. Die Grundschulkinder können im Labor experimentieren und mit ihren Betreuern über Versuche sprechen. Am Dienstag feiert CHEMOL Jubiläum: 250 Klassen mit 5.000 SchülerInnen waren da. kawe