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Archiv-Artikel

Bildungsarmut

taz-Kongress 2: Was macht Bildungsarmut aus dieser Gesellschaft? Gibt es eine Zukunft für Risikoschüler?

Von CIF

Jutta Allmendinger war eine der Ersten, die davor warnten, dass die Schulkrise auf mittlere Sicht den Bestand der Gesellschaft gefährden könnte. Sie prägte dafür im Jahr 1999 den Begriff der Bildungsarmut. Ihr Credo: Die Deutschen werden dümmer – aber sie werden es nicht von selbst, sondern das Schulsystem macht sie dümmer.

Dass die heutige Präsidentin des Wissenschaftszentrums Berlin für Sozialforschung noch im Jahr 2009 zu dem Thema sprechen muss, ist eigentlich ein Skandal. Acht Jahre hatten die Bildungsminister der Republik seit dem Weckruf des internationalen Schülerleistungstests Pisa Zeit, Bildungsarmut zu bekämpfen. Gemacht wurde viel, getan hat sich beim Kernproblem wenig. Bei der ersten Pisastudie 2000 gab es 23,8 Prozent Risikoschüler (15-Jährige, die auf dem Niveau von 10-Jährigen lesen); beim bislang letzten Pisatest 2006 waren es „nur“ noch 20 Prozent. In manchen Schulformen (Hauptschulen) sitzen bis zu 80 Prozent Risikoschüler!

Wir werden die schleswig-holsteinische Schulministerin Ute Erdsiek-Rave (SPD) fragen, was ein Fünftel Lernanalphabeten eigentlich für eine Gesellschaft bedeutet, der die Kinder ausgehen und die vor riesigen technologischen Herausforderungen steht. Immerhin: Sie war die Erste unter den deutschen Kultusministern, die eine grundlegende Schulreform begonnen hat.

Jens Großpietsch ist der Vater des „Wunders von Moabit“ (Süddeutsche). Er hat aus der Berliner Gettoschule Heinrich von Stephan eine Schule gemacht, die Aufstiege möglich macht, die Hauptschule überwindet, die sogar bald das Abitur anbieten wird. Eine Blaupause für die deutsche Schule? CIF

Bildungsarmut oder Armut der Bildungspolitik? Jutta Allmendinger, Ute Erdsiek-Rave (SPD), Jens Großpietsch. Moderation: Christian Füller. Sa., 14 Uhr, Auditorium