: Mehr Dämme als Venedig
Strom- und Hafenbau will Brücken am S-Bahnhof Veddel durch Dämme ersetzen. Das könnte den Sprung über die Elbe gefährden, finden Anwohner und Handelskammer
Die Pläne des Amtes für Strom- und Hafenbau, die Brücken über zwei Durchfahrten am S-Bahnhof Veddel durch Dämme zu ersetzen, sind bei den Anwohnern und Lokalpolitikern scharf kritisiert worden. Sie befürchten, dass die im Sommer mit einem internationalen Architekturworshop eingeleiteten Planungen für den Sprung über die Elbe Makulatur werden könnten. Überdies kollidierte ein Brückenabriss mit dem Wunsch der Handelskammer, mit dem Hafen Touristen an die Elbe zu locken – einem von fünf Leitprojekten, mit denen sie ein Wachstum Hamburgs erreichen will (siehe Bericht rechts).
Wie Wolfgang Hurtienne von Strom- und Hafenbau ausführte, sind die vier Brücken an der Niedernfelder Durchfahrt und sechs Brücken über die Müggenburger Durchfahrt um 1905 gebaut worden. Jetzt stehen sie alle zur Sanierung an. Die Eisenkonstruktionen rosten, und ihre Fundamente (Widerlager) an den Ufern geraten ins Rutschen, weil die Pfähle faulen, auf denen sie ruhen. Eine Sanierung der Brücken würde alles in allem 43 Millionen Euro kosten, sie durch zum Teil sehr breite Dämme zu ersetzen, lediglich 12,2 Millionen Euro.
Zählungen 1999 und 2002 zufolge sei der Verkehr in den beiden Durchfahrten von untergeordneter Bedeutung. Für den Containerverkehr innerhalb des Hafens seien die Brücken zu niedrig. Die Affi könne über einen anderen Wasserweg beliefert werden. Die staatlichen Denkmalpfleger haben im Gegensatz zum privaten Verein Freunde der Denkmalpflege nichts gegen den Brückenabriss einzuwenden. Überdies gebe es „in den Hafenbecken keine vermehrte Sedimentation“, versicherte Hurtienne.
Christine Beine von der Handelskammer warnte davor, Infrastruktur unwiederbringlich zu zerstören „Der Hafen ist das Herz unserer Stadt“, sagte Beine. Die Kammer möchte Hamburg mit Hilfe des Hafens zum Touristenmagneten machen. Die Durchfahrten wären für künftige Rundtouren zu den 50er-Schuppen und dem Auswandererzentrum wichtig. Daher müsse man „eben sehen, wie man zusätzliche Mittel bereitstellt“.
Diesen Binnenrundkurs hätten die Planer bei einer Stadtentwicklung über die Elbe hinweg für besonders erhaltenswert erklärt, sagte Matthias Bölkow, GAL-Mitglied im Ortsausschuss. Er fand die Brücken, die einen künftigen Verkehr mit Wassertaxen ermöglichten, im Vergleich zu einer U-Bahn billig. Viele Ausschuss-Miglieder und Anwohner misstrauten den Absichten von Strom und Hafenbau. Zwar versicherte Hurtienne dem SPD-Distriktsvorsitzenden Uwe Kraft, der Spreehafen werde nicht zugeschüttet. Angesichts versandender Hafenbecken kommentierte ein Abgeordneter: „Für mich ist ganz klar, dass eine Landgewinnung vollzogen wird.“ Gernot Knödler