Deutschlands Wald lichtet sich

Dramatische Zunahme bei Waldschäden. Nach zwei Hitzesommern sind 31 Prozent aller Bestände schwer geschädigt. Vor allem ältere Bäume sind betroffen

BERLIN taz ■ Deutschlands Wald stirbt doch. Nach vorab bekannt gewordenen Zahlen des Waldzustandsberichts 2004 fallen mittlerweile 31 Prozent des Gesamtbestandes in die höchste Schadensstufe. Betroffen sind vor allem ältere Bäume. Bei knapp zwei Dritteln alter Buchen sind die Kronen deutlich geschädigt – 2003 waren es lediglich 38 Prozent. Deutliche Schadenszuwächse gibt es auch bei Fichten und Eichen.

Bundesagrarministerin Renate Künast bestätigte am Wochenende bei einem Parteitag der hessischen Grünen in Marburg, dem deutschen Wald gehe es so schlecht wie nie zuvor: „Es geht ums Ganze.“ Der von der Bundesregierung geplante „Waldumbau“ müsse jetzt schleunigst vorangetrieben werden, sagte der parlamentarische Staatssekretär im Agrarministerium, Matthias Berninger, der taz. Zentral sei dabei die natürliche Verjüngung der Wälder. Dazu müsse auch der Holzverbrauch angekurbelt werden. Er forderte außerdem ein Umdenken bei den unionsgeführten Bundesländern: „Sie sollten ihre Kräfte auf die Wälder konzentrieren und sich nicht durch die Hintertür davonstehlen, in dem sie ihre Staatsforste privatisieren.“ Auch der Straßenverkehr spiele weiterhin eine zentrale Rolle als Verursacher, da hier der CO2-Ausstoß weiter ansteige.

Das Ausmaß der Schäden hatte auch die meisten Fachleute überrascht. Grund seien vor allem die heißen, trockenen Sommer der Jahre 2002 und 2003. Zuvor hätten die Wälder die Schadstoffe besser verkraftet. „Bei uns hält sich die Überraschung ins Grenzen“, hieß es beim BUND. Die in der Welt am Sonntag veröffentlichten Zahlen „bestätigen unsere skeptischen Prognosen zum Waldschadensbericht 2003 über die chronische Belastung der Wälder“, sagte BUND-Sprecher Rüdiger Rosenthal. Wichtig sei jetzt eine klare Ursachenanalyse. „Wir dürfen nicht den Fehler der 1980er-Jahre wiederholen und ein Katastrophenszenario an die Wand malen, das dann nicht eintritt.“ Der BUND fordert vor allem in der Verkehrspolitik Bewegung bei der Bundesregierung. Kraftfahrzeuge sollten endlich nach ihrem Schadstoffausstoß und nicht nur nach der Motorenleistung besteuert werden, so Rosenthal. STEFFEN GRIMBERG