: Die Reise zum Mittelpunkt von Lidl
Gewerkschaft Ver.di will nachweisen, dass der Handelskonzern die Mitbestimmung aushebelt
DÜSSELDORF rtr ■ Die Dienstleistungsgewerkschaft Ver.di will ein „Schwarzbuch“ über den Discounter Lidl veröffentlichen. In der Dokumentation würden Beispiele für eine „menschenunwürdige Behandlung“ der gut 20.000 Lidl-Mitarbeiter präsentiert werden, kündigte Ver.di-Bundesfachgruppenleiter Ulrich Dalibor an. Letztlich will die Gewerkschaft das verschachtelte Unternehmen aus dem schwäbischen Neckarsulm zur Offenlegung seiner Bilanzen zwingen, um damit Mitbestimmung zu ermöglichen.
Denn erst wenn ein einzelnes Unternehmen in der Regel mehr als 2.000 Arbeitnehmer beschäftigt, gilt seit 1976 die Mitbestimmung im Aufsichtsrat. Betriebsräte können bereits gebildet werden, wenn eine Firma mindestens fünf volljährige Arbeitnehmer beschäftigt.
Viele Lidl-Mitarbeiter würden regelmäßig gezwungen, die Arbeitszeiten zu überziehen, ohne dafür ein Entgelt zu bekommen, heißt es bei Ver.di. „In dem Unternehmen herrscht weit verbreitete Angst, überhaupt einen Betriebsrat in Erwägung zu ziehen“, sagte Dalibor. Die Mitarbeiter müssten in diesem Fall mit Sanktionen rechnen. Das Unternehmen nahm zu den Vorwürfen keine Stellung. Lidl-Gründer Dieter Schwarz gibt nur äußerst selten Interviews. Eine Pressearbeit, wie sie bei Unternehmen ähnlicher Größe üblich ist, gibt es bei Lidl nicht. Aus Sicht von Ver.di ist die verschachtelte Firmenstruktur von Lidl dazu bestimmt, die Mitbestimmung der Beschäftigten auszuhebeln.