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Archiv-Artikel

Arafat in noch „tieferem Koma“

Palästinenserdelegation am Krankenbett in Paris. Zustand hat sich verschlechtert. Angeblich leidet Arafat an Hirnblutungen. Beisetzung soll in Ramallah stattfinden

BERLIN afp/dpa ■ Zwölf Tage nach der Einlieferung von Jassir Arafat in ein französisches Militärkrankenhaus hat sich die Interimsführung der Palästinenser gestern vor Ort ein Bild von ihrem todkranken Präsidenten gemacht. PLO-Vize Mahmud Abbas bezeichnete Arafats Zustand nach dem Besuch als „leider sehr ernst“. Außenminister Nabil Schaat sagte, Arafat sei „am Leben“. Die lebenswichtigen Organe wie Herz und Lunge „funktionieren vollständig“. Die Delegation weilte knapp zweieinhalb Stunden im Percy-Militärhospital in Clamart.

Offiziellen Angaben zufolge hatte sich der Zustand des 75-jährigen Arafat in der Nacht verschlechtert. Dem obersten französischen Militärarzt General Christian Estripeau zufolge fiel er in ein „tieferes Koma“. Estripeau sprach von einer „bedeutungsvollen Etappe“. Dies bedeute „einen wichtigen Schritt hin zu einer Entwicklung, in der eine Prognose ungewiss wird“. Um die Mittagszeit wurde unter Berufung auf „Palästinenserkreise“ gemeldet, Arafat sei tot. Diese Berichte dementierte das Hospital kurz darauf: Arafat sei zum Stand 15.30 Uhr „nicht gestorben“. Arafat wird seit dem 29. Oktober in dem Militärkrankenhaus behandelt; woran er leidet, wird nicht veröffentlicht.

Nach Angaben seines Sekretärs leidet Arafat seit Montagnacht an Hirnblutungen. Tajib Abdel Rachim rief das palästinensische Volk am Dienstagabend in Ramallah zu „Standfestigkeit“ auf. Arafat solle nach seinem Tod auf dem Gelände seines Hauptquartiers in Ramallah beerdigt werden, sagte er weiter. Ein Begräbnis sei in dem „Mukata“ genannten Komplex vorgesehen, in dem Arafat etwa drei Jahre lang isoliert gelebt hatte.

Um die Visite an Arafats Krankenbett hatte es zuvor schweren Streit gegeben: Arafats Ehefrau Suha hatte den Politikern eine „Verschwörung“ vorgeworfen, um ihren Mann „lebendig zu begraben“. In einer mit der 41-Jährigen abgesprochenen Erklärung verwies Estripeau darauf, dass Arafats Zustand Besuche nur im begrenzten Umfang zulasse.

Dennoch waren Regierungschef Ahmed Kurei, Abbas, Schaath und Parlamentspräsident Rauhi Fattuh nach Paris gereist. Dort führten sie zunächst ein Gespräch mit Außenminister Michel Barnier. Barnier erklärte im französischen Fernsehen, es sei nur „natürlich“, dass sie auch Arafat sehen wollten. Am Nachmittag traf die Palästinenserführung Frankreichs Staatschef Jacques Chirac im Élysée.

Seit dem Zusammenbruch des Palästinenserpräsidenten führen Kurei und Abbas die Amtsgeschäfte. Seit Tagen versuchen sie, eine akzeptierte Nachfolgeregelung zutreffen.