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Archiv-Artikel

Schöne Schoschonen

Ein Autogramm von Nscho-Tschi, Improtheater mit Chris Howland. Krefeld ist im Karl-May-Fieber: Filme, Lesungen und indianisches Shoppen

In die Indianerschau, den „Schoschonen-Shop“ oder zum Country-Duo

AUS KREFELD HOLGER ELFES

Krefeld wird ab heute zum Mekka aller Karl-May-Fans. Einer der mit den Romanen des sächsischen Schriftstellers und mit den in deutsch-jugoslawischer Koproduktion entstandenen Filmen groß geworden ist, organisiert das Event. Gemeindepädagoge Joachim Watzlawik vom Kulturpunkt der Friedenskirche in der einstigen Textilhochburg hat seine Kontakte spielen lassen. Gemeinsam mit anderen Krefelder Kulturleuten hat er ein außergewöhnliches Programm auf die Beine gestellt.

Natürlich fängt das Ganze mit den Filmen an: Obwohl Dauerbrenner im Fernsehen, ist es gar nicht so leicht, die alten Streifen als Kinokopie zu bekommen. Danny Eickemeyer vom Cinemaxx-Kino konnte etwa nur mit Hilfe von Marie Versini, der Kintop-Darstellerin von Winnetou-Schwester Nscho-tschi, drei Fassungen für das Breitwandkino bekommen. „Der Schut“, „Old Shatterhand“ und „Winnetou I“ sind heute zu sehen. Dazwischen erfüllt Marie Versini bestimmt jeden Autogrammwunsch.

Die heute 64-jährige Französin hat damals so ziemlich dem ganzen männlichen Teil der Bevölkerung den Kopf verdreht. Auch dank ihr wurde „Winnetou I“ der Kassen stärkste Film der Kino-Saison 1963/64 in der Bundesrepublik. Sechs Jahre lang, von 1962 bis 1968, prägte die Karl-May-Film-Welle die deutsche Filmlandschaft.

Dann kamen die 68er und der deutsche Autorenfilm. „Trotzdem hinterließen die im kroatischen Karst gedrehten farbenfrohen Wildwest-Abenteuer bei der Generation der heute über 50-Jährigen tiefe Eindrücke“, weiß Joachim Watzlawik, der sich selbst als Fan und Besitzer aller Karl-May-Bücher outet. Egal, dass im Filmland der Apachen mediterrane Vegetation gedieh und keine Kakteen, der Fels kalkweiß statt Arizona-rot war. Winnetou setzte den Maßstab.

Auch heute noch gehören die Romane zur beliebtesten Lektüre bei Jugendlichen, berichtet Krefelds Bücherei-Direktor Helmut Schroers. Am Freitag kommt Marie Versini daher zum Büchersignieren in die Stadtbücherei. Sie ist nicht der einzige der damaligen Leinwandstars, die jetzt in Krefeld zu Gast sind. Auch Chris Howland, der seine Karriere mit komischen Rollen in den Filmen begann, ist dabei.

Morgen steht er bei einer Talkrunde in der Friedenskirche gemeinsam mit Marie Versini auf der Bühne. Der Autor Michael Petzel vom Karl-May-Archiv wird aus seinem Buch „Der Weg zum Silbersee“ lesen und über Drehorte und -arbeiten der Filme reden. Wer dann noch nicht genug hat, kann sich auch noch eine Indianerausstellung anschauen, im „Schoschonen-Shop“ aus Linz Indianer-Klamotten kaufen oder gar einem Country-Duo lauschen.

Am 3. Dezember gibt es dann noch einen Nachschlag. Das renommierte Krefelder Improvisationstheater Kresch tritt gemeinsam mit Chris Howland an, den Filmhandlungen neuen Geist einzuhauchen. Verschiedene Szenen werden angespielt und dann spontan auf der Bühne weitergesponnen. Gastschauspieler Howland betritt bei der Improvisation Neuland.

■ Karl May in Krefeld: Heute im Cinemaxx: 15:00 Uhr „Der Schut“, 17:30 Uhr „Old Shatterhand“, 19:30 Autogrammstunde, 20:15 Uhr „Winnetou 1“. Morgen: 17:00 Uhr Autogrammstunde (Stadtbücherei), 20:00 Uhr Lesung und Talkrunde (Friedenskirche). 3. Dezember: 20:00 Uhr Impro-Theater mit Chris Howland (Friedenskirche)