: Kleiner Fisch im Netz
Van Goghs Mörder war Polizei bekannt. Festgenommene in Haag mit Verbindung zum Attentäter von Casablanca
DEN HAAG ap/dpa ■ Der mutmaßliche Mörder des Filmregisseurs Theo van Gogh war der niederländischen Polizei als Sympathisant eines radikalislamischen Netzwerks bekannt. Dem 26-Jährigen sei jedoch keine große Rolle in dieser Bewegung beigemessen worden, hieß es in einem gemeinsamen Schreiben des Innen- und des Justizministeriums an das Parlament in Den Haag.
Der 26-Jährige ist einer von sechs Festgenommenen, denen eine Verschwörung zur Ermordung des islamkritischen Regisseurs vorgeworfen wird.
Im Rahmen einer Antiterrorrazzia der niederländischen Polizei kam es im Zentrum von Den Haag am Mittwoch zu einem spektakulären Zwischenfall: Zwei Beamte wurden durch die Explosion einer Handgranate schwer verletzt. Daraufhin wurde ein Wohngebiet abgeriegelt, Einwohner aus Wohnungen evakuiert, der Luftraum über Den Haag gesperrt. Scharfschützen belagerten 14 Stunden lang ein Haus und nahmen schließlich zwei Verdächtige fest. Diese stehen offenbar in Verbindung zu einem mutmaßlichen Hintermann der Bombenanschläge von Casablanca, bei denen im Mai 2003 45 Menschen getötet worden waren. Einer der beiden Verdächtigen aus Den Haag sei im Oktober 2003 nach Spanien gereist, um dort den Marokkaner Abdeladim Akoudad zu kontaktieren, so das spanische Innenministerium gestern. Bei Akoudads Festnahme im selben Monat sei zudem ein Dokument mit dem Namen des zweiten Verdächtigen gefunden worden.
Die Regierung in Den Haag will schärfer gegen gewaltbereite Radikale vorgehen. Laut dem Minister für Inneres, Justiz und Ausländerfragen soll der Verfassungsschutz mehr Geld erhalten. Zudem soll die Möglichkeit geschaffen werden, Bürgern mit doppelter Staatsbürgerschaft die niederländische Nationalität zu nehmen. Moscheen, von denen Störungen der öffentlichen Ordnung ausgehen, sollen geschlossen werden können.
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