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Archiv-Artikel

Kommunikation statt Körperkult

Die alte Tante Muckibude ist als Arbeitsmarkt auch für Hochschulabsolventen interessant. In den Fitnessstudios gibt es Bedarf an Mitarbeitern, die freundlich mit Menschen umzugehen wissen. Viele Trainer sind diplomierte Sportlehrer

Muckibuden, das war früher. Die Sportstudios von heute sehen sich selbst als moderne Tempel der richtigen Ernährung, klugen Körperarbeit und entspannten Muskelbildung. Schwitzen an protzigen Hanteln in Gesellschaft von keuchenden Proleten, die sich vorwiegend von Eiweißprodukten in Pulverform ernähren, ist weitgehend passé.

Das neue Selbstbild hat auch Auswirkungen auf die Anforderungen, die an die Mitarbeiter von Sportstudios gestellt werden. Nicht die Schulterbreite entscheidet darüber, ob ein Mitarbeiter eingestellt wird, sondern die Fähigkeit, auf Menschen zuzugehen. Kommunikation statt Körperkult, heißt die Devise.

„Wir setzen bei unseren Mitarbeitern nicht auf die fachliche Qualifikation alleine, sondern vor allem auf soziale Kompetenz“, sagt Kristian Strack, Manager für den Bereich Fitness bei der Studiokette Elixia. Die Ansprüche der Kunden hätten sich in den vergangenen Jahren rasant verändert: Das „Wachstum des Oberarms“ stehe schon lange nicht mehr im Vordergrund. Stattdessen werde Ausdauertraining, Rückenschule oder Aerobic stärker nachgefragt. Die Trainer oder Instruktoren, die im Studio den Hobbysportler an den Geräten oder in Gruppen den richtigen Weg weisen, müssen bestimmte Mindestqualifikationen nachweisen: Dazu gehört bei Elixia die Trainer-B-Lizenz, die bundesweit bei zahlreichen Ausbildungsinstituten erworben werden kann. Gute Chancen haben aber auch Bewerber, die ein Vordiplom eines Sportstudiengangs oder die Ausbildung als Physiotherapeut in der Tasche haben. In firmeninternen Schulungen wird weiteres Wissen vermittelt.

Formale Eignung allein reiche aber bei weitem nicht aus, so Strack. „In einem internen Casting wird jeder Bewerber auf seine Teamfähigkeit getestet.“ Es sei wichtig, dass die Mitarbeiter der Elixia-Studios in der Lage sind, „auf Menschen zuzugehen, sie anzusprechen und zu motivieren“. Die fehlende oder nachlassende Motivation vieler Gäste ist das zentrale Thema vieler Studios: Starten viele Kunden zu Beginn ihrer Mitgliedschaft noch als hungrige Sporttiger, suchen sie nach wenigen Monaten häufig nur noch die clubeigene Sauna auf, um später dann mit schlechtem Gewissen das Studiogebäude weiträumig mit dem Auto zu umfahren.

„Gerade in wirtschaftlich schlechten Zeiten wird die Kundenbindung immer wichtiger“, weiß auch Marco Meyer vom Deutschen Sportstudioverband (DSSV), der als Spitzenverband die Interessen der gewerblichen Fitness- und Welnessanbieter vertritt. Eine bundesweit einheitliche Regelung, über welche formale Qualifikation die Trainer verfügen müssen, gebe es nicht: „Das regeln die Studios nach ihren eigenen Bedürfnissen vor Ort.“ Inzwischen zeichnet aber das „Prae-Fit-Siegel“ die Studios aus, die ein besonders gutes Angebot im Sinne der Gesundheitsförderung anbieten.

Es gebe einen „zunehmenden Bedarf an Personal, das freundlich und gern mit Menschen umgeht“, so der Verbandssprecher. Die steigende Nachfrage nach gesundheitsorientierten Trainingseinheiten habe darüber hinaus auch dazu geführt, dass immer mehr Studios medizinisch qualifiziertes Personal beschäftigen: In sechs von zehn Anlagen arbeiten Ärzte oder Physiotherapeuten. In mehr als 40 Prozent der Anlagen, das belegt eine Studie der DSSV, sind diplomierte Sportlehrer angestellt. Die alte Tante Muckibude könnte sich also zunehmend zu einem interessanten Arbeitsmarkt für Hochschulabsolventen entwickeln. Immerhin setzen Fitnessanlagen in Deutschland im Jahr nach Branchenangaben rund 2,23 Milliarden Euro um.

VOLKER ENGELS

Kontakt: www.elixia.de, www.dssv.de, www.prae-fit.de