Von der Geld-Stange

Warum Designer Karl Lagerfeld gestern das beliebteste Covergirl der Tageszeitungen war

Leider gab es bei H&M gestern weder die Frankfurter Rundschau noch den Tagesspiegel (siehe Abb.) zu kaufen. Dabei wäre ein Geschäft auf Gegenseitigkeit doch noch netter gewesen. Zum Start der Lagerfeld-Kollektion von der Stange des schwedischen Großeinkleiders hatte das Unternehmen die Titelseiten der beiden Blätter ganz (Tagesspiegel) bzw. zur Hälfte (FR) übernommen. Die „echte“ Seite 1 lag jeweils darunter. Bei der „Split-Page“ der FR erzeugte dasden Eindruck, Lagerfeld musterte ein anderes Modeassessoire: das Palestinänsertuch des verstorbenen Präsidenten Arafat auf der anderen Seitenhälfte.

Begeisterung in den Redaktionen dürfte nicht gerade herrschen, sieht man doch deutlich, bei welchen Blättern die Knie weich werden. FR und Tagesspiegel sind finanziell angeschlagen, anderswo fanden sich gestern ganzseitige Anzeigen im Innenteil. Über „perfektes Marketing“ freut sich dagegen der Markenverband – „und das bei einem kritischen Organ wie der FR“, so Vizegeschäftsführer Martin Ruppmann. Die Marke der Zeitungen würde „keinesfalls beschädigt“, sondern sei doch „wunderbar durchgehalten“. Er bedauert nur, dass mit H&M einer Kette und keinem Markenartikler so ein Werbeauftritt gelungen ist: „Vielleicht sieht man das in Zukunft öfter.“

Davor warnt hingegen die Zeitungs-Marketinggesellschaft, für das Produkt Zeitung an sich zuständig: Natürlich müsse so eine besondere Werbeform mit der „Seriosität der Zeitung und dem Vertauen aufseiten der Leser“ abgestimmt sein, sagt Joachim Donnerstag von der ZMG. „Ein- bis zweimal im Jahr und auf die Top-Werbekunden beschränkt“ können man „aber eigentlich nichts dagegen sagen“.

STG