: Zahl der Hungernden nimmt zu
Laut Welternährungsorganisation sind 842 Millionen Menschen unterernährt. Das Ziel, die Zahl der Unterernährten bis 2015 zu halbieren, ist kaum mehr zu erreichen
BERLIN epd ■ Die Zahl hungernder Menschen ist weltweit wieder angestiegen. Die Bekämpfung des Hungers habe einen Rückschlag erlitten, heißt es im Welthungerbericht 2003 der UN-Ernährungsorganisation (FAO), der gestern in Berlin vorgestellt wurde. Insgesamt seien 842 Millionen Menschen chronisch unterernährt, davon zehn Millionen in den Industriestaaten.
Als Grund für die alarmierende Entwicklung nannte die FAO neben Naturkatastrophen, Kriegen und Aids vor allem den „mangelnden politischen Willen“ zum Kampf gegen den Hunger. So habe sich die Entwicklungshilfe der Industrienationen insgesamt halbiert. Die meisten der Betroffenen lebten abgeschieden in ländlichen Gegenden und damit weitab von den internationalen Medien.
Die FAO weist in dem Bericht darauf hin, dass das Ziel des Welternährungsgipfels 1996, die Zahl der Hungernden bis zum Jahr 2015 zu halbieren, kaum noch zu erreichen ist. Der derzeitige Trend müsse umgedreht werden. Jährlich müsse die Zahl der Hungernden um 26 Millionen Menschen reduziert werden. Es fehle jedoch am politischen Willen, das Hungerproblem endgültig zu lösen. Während die Zahl der chronisch Unterernährten in den Entwicklungsländern in der ersten Hälfte der Neunzigerjahre um 37 Millionen sank, stieg sie dem Jahresbericht zufolge zwischen 1995 und 2001 wieder um 18 Millionen an.
Die Ausbreitung von Aids verschärft nach Einschätzung der FAO in vielen Entwicklungsländern die Hungerkrise. Häufig seien gerade junge Erwachsene von der Krankheit betroffen, die dann als Arbeitskräfte in der Landwirtschaft ausfielen. Es sei damit zu rechnen, dass allein im südlichen Afrika bis zum Jahre 2020 ein Fünftel der in der Landwirtschaft Beschäftigten der Immunschwäche zum Opfer fallen werde, so der Bericht.
Zugleich nannte die FAO auch Länder, in denen der Hunger in den vergangenen Jahren erfolgreich bekämpft wurde. Dazu zählen Brasilien, Tschad, Guinea, Namibia und Sri Lanka. Sie zeichnen sich durch stetiges Wirtschaftswachstum, ein niedriges Bevölkerungswachstum und eine niedrige HIV/Aids-Rate aus. In China sank die Zahl der unterernährten Menschen um 58 Millionen seit Beginn der Neunzigerjahre. Derzeit verlangsame sich aber der Erfolg in der Hungerbekämpfung in China.