die flierl-besetzung : Senator flattert das Hemd
Kultursenator Thomas Flierl macht einen guten Job. Monatelang brütet er im stillen Kämmerlein über einem Opernkonzept, das er anschließend in geschickten Verhandlungen mit dem Bund umsetzt. Nebenbei nimmt er noch den Spardruck von den sonstigen Kulturinstitutionen. Wissenschaftssenator Thomas Flierl macht große Fehler. Auch er brütet über Sparvorgaben für die Hochschulen, die er dann von den Unipräsidenten abnicken lässt. In beiden Ressorts arbeitet Flierl nach demselben Prinzip. Das ist das Problem.
KOMMENTARvon GEREON ASMUTH
Denn anders als die Kulturkonsumenten verfügen die Studierenden egal welcher Generation über ein großes Protestpotenzial. Das ist seit mittlerweile drei Wochen mal wieder unübersehbar. Und gerade als Senator einer in allen Protestformen geschulten Partei wie der PDS müsste Flierl gelassen bleiben. Stattdessen flattert ihm das Hemd. Er ruft die Polizei. Nach einer Räumung hätten die Studierenden ihr perfektes Feindbild gehabt.
Nun kann man die weiter reichenden Forderungen der Studierenden leicht als utopisch abtun. Aber das wäre zu billig. Gerade für eine Partei wie die PDS. Denn umgekehrt grenzen mittlerweile auch die Sparkonzepte des Senats ans Utopische. Niemand kann noch ernsthaft behaupten, die Kürzungsorgien würden Berlin nicht dauerhaft schädigen. Daher ist es richtig, dass sich die Studierenden zunehmend als Teil einer Bewegung begreifen – nicht nur gegen Kürzungen an den Unis, sondern gegen Sozialabbau allgemein.
Auch Flierl hat binnen einer Nacht einen Crashkurs mitgemacht – in Protestkultur. Von der angekündigten Räumung zum Lob auf „unsere Deeskalationsstrategie“. Doch es bleibt das Bild des Flattermanns. Die PDS hätte ihren absehbar überforderten Senator früher schulen müssen.