: Erfolgreich zurück im Alltagsgrau
Nach dem begeisternden Pokal-Aus vom vergangenen Mittwoch gelingt dem SC Paderborn eine weiche Landung auf dem harten Boden der Regionalliga. Der 3:2-Sieg gegen Preußen Münster sorgt für berechtigte Aufstiegshoffnungen
PADERBORN taz ■ Unter der Woche rollten sie in Paderborn ihren Helden noch den roten Teppich aus. Es herrschte Volksfeststimmung und selbst die dramatische Pokal-Niederlage im Elfmeterschießen gegen den SC Freiburg tat der großen Fußball-Party keinen Abbruch. Genau drei Tage später war von dieser Euphorie nichts mehr zu spüren, gerade einmal 2.513 Zuschauer verloren sich im von Regenschauern heimgesuchten Hermann-Löns-Stadion zum Derby gegen den westfälischen Nachbarn aus Münster: Willkommen zurück in der Regionalliga!
Die Tristesse der Ränge spiegelte sich auf dem Rasen wider. Es dauerte eine Viertelstunde bis Paderborn das zerfahrene Spiel etwas besser in den Griff bekam und Münster erstmals nennenswert unter Druck setzen konnte. Nach 20 Minuten klärte Preußen-Keeper Gößling noch gegen Daniel Cartus, sieben Minuten später musste er das erste Mal hinter sich greifen. Von Alexander Löbe mustergültig bedient, vollendete Benjamin Schüßler leichtfüßig zum 1:0.
Die ersatzgeschwächten Preußen kamen etwas frischer aus der Kabine. Allen Münsteraner Hoffnungen auf eine Wende des Spiels stand jedoch der Pfosten im Wege, an welchem Kapitän Arne Tammen kurz nach Wiederanpfiff mit einem Kopfball scheiterte. Wenig später sorgten dann die Paderborner Pokalhelden Cartus und Löbe, die bereits beide gegen Freiburg getroffen hatten, mit ihren Toren für die vermeintliche Vorentscheidung. Beiden Treffern waren individuelle Fehler der Gäste vorausgegangen, die deren Trainer Hans Werner Moors magenbitter kommentierte. „Wenn ich an die Tore denke, wird mir schlecht“, polterte der sichtlich angesäuerte Coach auf der Pressekonferenz. „Wir waren bemüht, aber wie immer auswärts kam nichts dabei heraus“, resümierte ein enttäuschter Fabrizio Hayer nach der vierten Auswärtsniederlage des einstigen Bundesliga-Gründungsmitgliedes.
Dass die Partie nach der klaren 3:0-Führung durch die Anschlusstreffer der beiden Preußen-Einwechselspieler Mehmet-Ali Sirin und Tino Milde noch einmal spannend wurde, lag folgerichtig auch weniger an etwaiger Münsteraner Spielstärke, sondern vielmehr an den schweren Paderborner Pokal-Beinen. „Das lange Spiel vom Mittwoch steckte uns noch in den Knochen, am Ende hat einfach die Kraft gefehlt. Ich bin dennoch völlig zufrieden mit der Leistung der Spieler“, Paderborns Trainer Pavel Dotchev zeigte Verständnis für den Einbruch seiner Mannschaft in der Schlussviertelstunde. Schon in seiner aktiven Zeit war der Bulgare ja nicht gerade für seine filigrane Spielweise berühmt, kein Wunder also, dass ihm dieses ruppige Regionalligaspiel besonders zusagte.
Während man sich in Münster nun wieder auf den Abstiegskampf vorbereiten muss, schaut der SC Paderborn weiter nach oben. Zweimal Ausschlafen hat Dotchev seinen Spielern nach der stressigen Woche versprochen. Eine verdiente Belohnung, schließlich steht die Mannschaft wieder auf einem Aufstiegsplatz. Der Pokal-Albtraum ist dem Traum vom Aufstieg gewichen.
SIMON RIESCHE