Politischer Advent : Glaube und Privatsachen
Sind das schon die Vorboten der weitergehenden, nun ja, Amerikanisierung des bundesdeutschen Politikbetriebs? Werden bald auch hierzulande bei den Wahlen, und seien es jene der Landtage und Bürgerschaften, noch weniger die Sachfragen entscheidend sein und vielmehr solche kaum greifbarer Art – etwa, ob und wie ein Kandidat einem Glauben anhängt?
Nehmen wir Hamburgs Ersten Bürgermeister Ole von Beust. Der, bekanntlich Mitglied der Christlich-Demokratischen Union, ist bisher nicht als sonderlich religiös aufgefallen, daran ändert auch die Kür des neuen Senatssprechers wenig. Manch bodenständigem, um nicht zu sagen: fundamentalistischem C-Parteifreund dürfte der Vorzeige-Hanseat von Beust ob hinlänglich thematisierter Aspekte im Lebenswandel gar der Sünde zugewandter scheinen als der Erlösung. Im soeben erschienenen Band Wir glauben. Gespräche mit Prominenten über Gott im Alltag jedenfalls wird von Beust damit zitiert, seine „Gespräche mit Gott sind privater Natur“.
Ginge es nach uns, wäre es dabei auch geblieben. Für dieses kleine Plus an bürgermeisterlichem Privatleben wären auch Beusts beinahe pantheistische Bekenntnisse verzichtbar gewesen.
Über sein Verhältnis zu allgemein alttestamentarisch geheißenen Bibelpassagen erfahren wir an gleicher Stelle übrigens wenig – dabei steht, der abendliche Nachrichtenticker flüstert es, eine überwunden geglaubte Konfliktlage vielleicht wieder auf der Agenda: Ein gewisser Innensenator hat sein lateinamerikanisches Exil bereits wieder verlassen und ist auf dem Weg – vorerst nur nach Spanien. aldi