: Das unerwartet leichte Spiel
Alba Berlin schlägt Iceline Karlsruhe locker mit 84:66. Vor allem der Center Jovo Stanojevic sorgt bei den Gegnern für anhaltendes Kopfschütteln. Er allein holt 32 Punkte
Da hat er sich wohl getäuscht, der gute Emir Mutapcic. „Es gibt keine leichten Spiele in der Bundesliga“, hatte der Trainer der Basketballer von Alba Berlin vor dem Spiel gegen Iceline Karlsruhe gesagt. Mit 84:66 haben die Berliner am Samstagabend gegen die Badener gewonnen – und das, ohne sich sonderlich aufreiben zu müssen. Es war ein leichtes Spiel.
Hochkonzentriert startete Alba in die Partie. Dabei hatte wohl noch so mancher ein Spiel aus der vergangenen Saison im Hinterkopf. Aufsteiger Karlsruhe fertigte den Meister seinerzeit mit 90:76 regelrecht ab. Dieser Sieg wird auf der Website der Badener als der größte sportliche Erfolg der Vereinsgeschichte gefeiert. Für Alba war es die größte Blamage in der abgelaufenen Pannensaison.
Dass ähnliches am Samstag nicht noch einmal passieren würde, war schnell klar. So richtig gefährlich wurden die Gäste nie. Das lag vor allem an einem Spieler. Matej Mamic brachte in der ersten Hälfte den Topscorer der Liga Narcisse Ewodo an den Rande der Verzweiflung. Aus dem Feld gelang ihm kein Korb. Und wenn Ewodo nicht trifft, läuft ohnehin nicht viel zusammen bei Karlsruhe.
Und dann ist da noch Jovo Stanojevic. Ähnlich überragend wie Ewodo bei Karlsruhe normalerweise spielt, sind derzeit die Auftritte von Albas Center. Am Samstag war er einmal mehr nicht zu bremsen. „Es ist schon erstaunlich, welche Dominanz er zurzeit unter dem Korb hat“, meinte Kapitän Mithat Demirel nach der Partie und strahlte, obwohl er selbst mit mageren fünf Punkten, die er alle von der Freiwurflinie erzielt hat, eher wenig zum Sieg seines Teams hatte beitragen können. Stanojevics Statistik sieht da schon ganz anders aus. 32 Punkte erzielte der Serbe und holte elf Rebounds. Schon in der Vorwoche bei der unglücklichen Niederlage in Bonn war er mit 29 Punkten Topscorer der Partie. Und auch unter der Woche beim Auftaktspiel im europäischen Uleb-Cup, das Alba mit 86:70 gegen Podgorica gewonnen hat, war er mit 16 Punkten der treffsicherste Berliner.
Der bullige Center, der bisweilen etwas verschlafen wirkt, ist derzeit hellwach. Tigergleich schiebt er seinen massigen Körper über das Parkett und baut sich unter den Körben auf. Hat er den Ball, springen die gegnerischen Verteidiger an ihm hoch, springen ihn an, wie um ihn zu fällen, doch Stanojevic wankt nicht. In aller Seelenruhe wartet er die ersten Attacken der Defense ab, um dann den Ball mit einer Selbstverständlichkeit in den Korb zu legen, die am Samstag für anhaltendes Kopfschütteln auf der Trainerbank der Karlsruher sorgte.
Emir Mutapcic hat den Serben zum stellvertretenden Kapitän gemacht, um ihn ein wenig mehr in die Pflicht zu nehmen. Stanojevic bedankt sich nun für das Vertrauen, indem er das Spiel an sich reißt und für Dominanz unter den Körben sorgt. Und er sorgt für gute Stimmung. Zwar haben die Berliner schon zwei Ligaspiele verloren. Dennoch wähnt sich Alba auf dem richtigen Weg. Das umgebaute Team scheint sich gut zu verstehen. Matej Mamic hat sich schon nach wenigen Wochen zu einer Identifikationsfigur für die Fans entwickelt, Tanel Tein, der Neuzugang aus Estland, hat seine anfängliche Schüchternheit abgelegt. Szymon Szewczyk, dem in der vergangenen Saison vorgeworfen wurde, er betrachte Alba nur als Durchgangsstation zu höheren Zielen, reibt sich nun für die Mannschaft auf. Das Team scheint zu funktionieren. Zudem bleiben den Berlinern in dieser Saison die frustrierenden Euroleague-Niederlagen erspart. Der Uleb-Cup ist bei weitem nicht so stark besetzt, und so kann die Mannschaft unter der Woche nun wohl öfter für Erfolgserlebnisse und gute Laune sorgen.
ANDREAS RÜTTENAUER