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Archiv-Artikel

zwischen den rillen Erdiges Heavy-Metal mit amtlichem Heldentenor

Vor zwei Jahren durfte man auch als trendbewusster Großstadtmensch Hardrock-Bands fünf Minuten lang mal wieder so richtig knorke finden. „Manowar“, Heavy-Metal Schlachtritter der ersten Stunde, feierten ein furioses Comeback und zelebrierten auf dem Kölner Ringfest vor zehntausenden alt- und neu berufenen Kuttenträgern eine Show mit allem drum und dran: „You know, the German girls are the best fucking girls in the whole world“, quiekte der Frontmann ins Mikro. Als Zugabe gab es ein zehnminütiges Tapping-Solo auf der E-Gitarre.

Inzwischen hat sich der Hardrock wieder dorthin verkrochen, wo er seit Jahrzehnten eine hartnäckige Randexistenz führt: auf die Dörfer. „G(e)nom“ etwa kommen aus 42781 Haan, sehen sich selbst aber als „integraler Bestandteil der Köln-Bonner Hardrockszene.“ Als die Jungs ihre neue CD „Not my Enemy“ an die taz-Redaktion schickten, können sie eigentlich nicht im Traum damit gerechnet haben, von diesem kopflastigen Zimperliesen-Blatt tatsächlich mit einer Rezension bedacht zu werden. Tja, denkste!

Also: „G(e)nom“ klingen auch für den Pop-Snob gar nicht so übel. Der Sound ist erdig und einfach. Wären die Gitarren ein wenig trockener aufgenommen und nicht mit so viel 80er-Jahre-Effekten versehen, könnte man Black Sabbath als Referenz herbeizitieren. Immerhin wurde auf pathetische Synthiestreicher genauso verzichtet wie auf ausschweifendes Gitarrengewichse. „G(e)nom“ hat mit Conny Schmitt einen Shouter am Mikro, der es mit den Heldentenören von Iron Maiden oder Helloween ziemlich gut aufnehmen kann. Und ordentliche Sänger sind wirklich keine Selbstverständlichkeit, egal in welchem Genre.

Man darf sich da aber nichts vormachen: Hardrock ist nun mal ein Stil, bei dem Tradition eindeutig vor Innovation kommt. „G(e)nom“ machen ihre Sache amtlich und sind ganz bestimmt eine Bank für jedes Biker-Meeting – um sich auch Kundschaft jenseits der Peer-Group zu erschließen, bedarf es größerer Eigenwilligkeiten, eines Unique Selling Points, sozusagen. Den haben sie nicht. Wollen sie bestimmt auch gar nicht haben.

Oliver Minck

G(e)nom: „Not My Enemy“ – Music Area Records, LC 07010