: Die Boten der Autorenfilmer
Seit 30 Jahren widmet sich der „Basis-Film Verleih Berlin“ der kulturellen Verleiharbeit. Eine Ausstellung im Filmmuseum am Potsdamer Platz blickt zurück auf eine berlintypische Institution, die aus dem 1968er-Milieu auszog, Kino anders zu machen
VON JAN BAKELS
Berlin. Großer Stern. Hektischer Autoverkehr in Schwarzweiß. In einer Totalen erfasst die Kamera die Siegessäule, wandert hoch bis zu deren Spitze auf der der Schauspieler Otto Sander zu sehen ist. „Wir sind nicht Licht, nicht Botschaft. Wir sind die Boten“, erklingt seine Stimme aus dem Off. So beginnt Wim Wenders Film „In weiter Ferne, so nah“ – eine Hommage an die Stadt.
Ob Wim Wenders, Rainer Werner Fassbinder, Harun Farocki oder Ula Stöckl – knapp 400 VertreterInnen des deutschen Autorenfilms fanden in den letzten 30 Jahren den immer gleichen Boten für ihre Werke: Den Basis-Film Verleih Berlin, dem das Filmmuseum am Potsdamer Platz jetzt eine Ausstellung widmet. „Vom aufrechten Gang“ ist die Schau überschrieben – ein programmatischer Titel.
Mit Christian Ziewers Beitrag „Liebe Mutter, mir geht es gut“ fing 1972 alles an. Basis-Film hieß damals Ziewers Produktionsfirma, die 1974 unter der Leitung von Clara Burckner auch ins Verleihgeschäft eintrat. Es wurden Filme verliehen ganz im Sinne der Westberliner antikapitalistischen 68er-Generation, Filme die „die Arbeits- und Lebensverhältnisse der Lohnabhängigen beschreiben und sich im sozialen Kampf auf Seiten der Lohnabhängigen engagieren“. Das versprach der erste Verleihkatalog. Die Frauenbewegung erhielt ebenfalls einen Vermittler: Helke Sanders’ „Redupers“ wurde von Basis ab 1977 an die Kinos verliehen.
Drei Jahrzehnte später steht Basis-Film „für eine andere, eine kulturelle Vermittlungsarbeit“, wie es Burckner ausdrückt. Dennoch habe man sich weiter gegen das „Prinzip Ex und hopp“ entschieden, gegen Verleiharbeit, die ihre Aufgabe darin sieht, Filme allein auf ihre ökonomische Verwertbarkeit zu reduzieren. Burckner spricht von Basis als „Autorenfilmfirma“, von der engen Zusammenarbeit mit den Filmemachern und der Hoffnung, „dass das auch mit der neuen Generation weitergeht“.
Dass Erstlingswerke – wie zuletzt Torsten Löhns „Paule und Julia“ – im Basis-Sortiment einen festen Platz einnehmen, macht deutlich, dass der deutsche Autorenfilm immer noch mehr als eine filmhistorische Kategorie ist. Es unterstreicht jedoch auch, dass sich Basis-Film als Institution innerhalb der deutschen Filmlandschaft fest etabliert hat. Derzeit hat Burckner rund 200 Filme im Angebot.
Die 30-jährige Verleiharbeit und den Wandel des Hauses feiert das Filmmuseum mit einer ersten umfassenden Retrospektive mit Filmausschnitten, Filmplakaten und Briefen aus drei Jahrzehnten Basis-Geschichte. Der Blick bleibt dabei nicht auf den Mikrokosmos Film beschränkt. Ob Willy Brandt, die RAF oder die deutsche Wiedervereinigung – die Ausstellung rückt auch den realpolitischen Kontext ambitionierter Verleih-Arbeit in den Fokus und zeigt damit auch die Rolle von Basis-Film als Protagonist und Konservator von 30 Jahren bewegter Berliner, deutscher und deutsch-deutscher Geschichte.
„Vom aufrechten Gang – 30 Jahre Basis-Film Verleih Berlin“. Bis 16. Januar im Filmmuseum am Potsdamer Platz. Begleitend zeigt das Kino Arsenal ausgewählte Basis-Filme, dabei werden Geschäftsführerin Clara Burckner und Regisseure anwesend sein