Waffenruhe in Kaschmir in Kraft

Indische und pakistanische Grenztruppen halten sich an Waffenstillstand. Erstmals seit 14 Jahren Ruhe an Grenze. US-Außenminister Powell begrüßt Abkommen

NEU-DELHI ap/afp ■ Nach dem ersten Waffenstillstandsabkommen zwischen Indien und Pakistan seit 14 Jahren ist an der gemeinsamen Grenze Ruhe eingekehrt. Die Grenztruppen beider Seiten hielten sich an das Mittwochnacht in Kraft getretene Abkommen, teilten die indischen Streitkräfte gestern mit. Rebellen im indischen Unionsland Jammu-Kaschmir setzten ihren Kampf gegen die indischen Sicherheitskräfte jedoch fort und erschossen ein Mitglied einer paramilitärischen Einheit, wie die Polizei mitteilte.

Indien wirft Pakistan Unterstützung der Rebellen vor und macht die Dauer des Waffenstillstands davon abhängig, ob weiterhin pakistanische Kämpfer in den indischen Teil Kaschmirs vorstoßen. Indiens Verteidigungsminister George Fernandes erklärte, seine Truppen würden weiterhin auf Rebellen aus Pakistan schießen, nicht aber auf pakistanische Soldaten.

Bislang war es zwischen den Grenztruppen beider Seiten fast täglich zu Gefechten gekommen. Zum ersten Mal seit 14 Jahren konnten die Bewohner der umliegenden Dörfer am Mittwoch in Ruhe das islamische Eid-al-Fitr-Fest feiern, das das Ende des Ramadan markiert. Seit der Unabhängigkeit von Großbritannien 1947 haben Indien und Pakistan zwei Kriege um Kaschmir geführt. Dem 1989 begonnenen Aufstand islamischer Rebellen im indischen Teil Kaschmirs fielen bislang mehr als 65.000 Menschen zum Opfer.

US-Außenminister Colin Powell begrüßte die Waffenruhe. Der Waffenstillstand und andere vertrauensbildende Maßnahmen seien für Pakistan und Indien eine Gelegenheit, „die Spannung weiter abzubauen und Hindernisse zu normaleren Beziehungen zu beseitigen“, sagte ein Vertreter des US-Außenministeriums. Durch weiteres Engagement könnte der Konflikt dauerhaft beigelegt werden.

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