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Archiv-Artikel

...zum Aufblasen gern

In einer acht Quadrameter kleinen Mansarde näht der Sozialpädagoge Uwe Arndt Taschen – aus Luftmatratzen. Teils kann man sogar die Deckel aufblasen

Von cmo

Bremen taz ■ Am Anfang war Sperrmüll, im Fall von Uwe Malte Arndt handelte es sich umeine Luftmatratze. Sie war nicht klassisch blau und auch nicht aus dünnem Plastik, sondern alt und stabil, mit Blümchenmuster im Stil der Siebziger. Er nähte eine Tasche daraus. Inzwischen habe er „so ungefähr 350 Stück gemacht“. „Lumabags“, Luftmatratzentaschen heißen sie und es sind echte Einzelstücke.

Ein Nähkurs in der Schule und eine schneidernde Mama seien die einzige Ausbildung im Täschner-Handwerk gewesen, die der gelernte Werkzeugmacher und Sozialpädagoge genossen habe. Seinen Produkten sieht man die Autodidaktik nicht an: „Ich bin ja auch schon seit sechs Jahren dabei“, meint der Kreative bescheiden. Obwohl er seine Taschen inzwischen in einzelnen Kleidergeschäften in Bremen, Berlin und Hamburg anbietet und über seine Internet-Seite www.lumabag.de vertreibt, hat seine Werkstatt kaum expandiert: Nur vom Wohnzimmer auf den Dachboden hat er sie verlegt.

Auf acht Quadratmetern spielt sich alles ab. Die Hälfte der Kammer belegt ein überquellendes Regal, voller Luftmatratzen. Die findet er über Suchanzeigen oder eben auf dem Sperrmüll. Da Arndt sowieso jede Tasche eigenhändig näht, können sich Kunden auch ein Muster aussuchen oder selbst alte Luftmatratzen mitbringen.

In den sechs Jahren Lumabag-Geschichte hat sich natürlich auch der Prototyp der Tasche verändert: Inzwischen ist nur noch der Deckel einer Lumabag wirklich aus Luftmatratzenstoff. Für den Rest nimmt der Taschenfreak bunte LKW-Plane, denn „die ist stabiler“.

Aufblasen kann man den Deckel heute auch. Diese Technik habe er erst nach einiger Zeit rausgehabt, so Uwe Arndt. Und die Idee hat auch bisher noch niemand geklaut – die Sache mit den Luftmatratzen schon: Vor ein paar Jahren wollte ein bekannter Tabak-Konzern 300 Taschen von Uwe Arndt. Das Geschäft scheiterte am Preis, und kurz darauf hatte eine große Taschenfirma plötzlich Luftmatratzenstoffe im Programm. Arndt bleibt auch hier gelassen: „Massenprodukte“ seien das, und das sollen seine Taschen nie werden. Das verhindert schon ihr Preis: Bei 55 Euro geht die Skala erst los.

Anwerben wollte ein Groß-Hersteller ihn auch schon, aber da habe er dankend abgelehnt – Uwe Arndt arbeitet hauptsächlich als Sozialpädagoge, das mit den Taschen „läuft eher so vor sich hin“, als lukratives Hobby. Von Vergrößerung und Marketing will er nichts wissen. Sogar dem Tag, an dem keiner mehr eine Lumabag haben will, sieht ihr Schöpfer gelassen entgegen: „Wenn‘s mal nicht mehr läuft, ist das auch O.K.“ cmo