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Archiv-Artikel

Schlichte Reaktion

Dass neben einem Lehrer mit NPD-Affinität auch dessen Kinder die Schule verlassen sollen, ist nicht unumstritten

Von AS

Braunschweig taz ■ Die Entscheidung der Waldorfschulleitung wirkt nach. Lehrer Andreas Molau wurde gekündigt, seine zwei Kinder müssen die Braunschweiger Schule verlassen. Denn Molau hatte eine Beurlaubung von seiner Lehrtätigkeit beantragt, um bei der sächsischen Landtagsfraktion der „Nationaldemokratischen Partei Deutschlands“ (NPD) sowie bei dem NPD-Parteiorgan Deutsche Stimme mitzuwirken (taz berichtete).

„Die Schulgemeinschaft“, berichtet Michael Kropp, Geschäftsführer der Schule, „ist immer noch sehr verunsichert.“ „Die Kinder sollten nicht für den Vater büßen“, sagt eine Mutter zur taz. „Um die Kinder tut es mir Leid“, so eine andere, „aber die Eltern haben uns jahrelang getäuscht.“ Sie könne sich, wie viele der 350 Familien der Schule, eine Zusammenarbeit nicht mehr vorstellen – und gerade die sei eine Besonderheit der Waldorfpädagogik.

Von Täuschung will Molau nichts wissen. An ein Gespräch, nachdem sein Name im Internet im Zusammenhang mit neurechten und revisionistischen Zeitschriften gefallen war, kann sich der 36-Jährige „nicht erinnern“. Und die Aussage von Schulgeschäftsführer Kropp, Molau habe damals auf eine Verwechslung verwiesen, findet er „ziemlich fragwürdig“: „Gleiches Geburtsdatum, gleicher Geburtsort, gleiche Studienfächer“, so Molau, „wer da geglaubt haben soll, es handele sich um einen Doppelgänger, müsste arg schlicht sein.“ Ob er – unter dem Pseudonym „Hauke Nanninga“ – für die Deutsche Stimme schreibt, wie der blick nach rechts berichtete, will er gegenüber der taz weder bestätigen noch widerrufen. „Dass wir das über so einen langen Zeitraum nicht bemerkten“, räumt erneut Kropp ein, „erschreckt uns.“

Wegen der neonazistischen Aktivitäten der Mutter trennte sich 1998 die Waldorfschule Hannover-Maschsee von einer Schülerin. In Hamburg-Altona entschied man anders: Als Lehrern und Eltern bewusst wurde, dass ein Kind des Neonazianwalts Jürgen Rieger die dortige Rudolf-Steiner-Schule besucht, wurde die Mutter gebeten, sich zurück- und dem Vater erklärt, sich fernzuhalten. Lediglich einmal hätte er dem Auftritt seines Sohnes bei einer Schulaufführung beigewohnt. AS