: Hader muss her!
KABARETT „Sie brauchen mi gar net so unter Druck setzen“ – das sind die ersten Worte von Josef Haders neuem Programm „Hader muss weg“. Das erste des österreichischen Kabarettisten seit „Privat“, das mittlerweile über zehn Jahre alt ist.
Dann erklärt er, dass er noch einmal fort müsse, sein Mikrofon sei kaputt. Hinter der Bühne unterhält er sich mit dem Techniker: Baumärkte, Faschismusbewältigung, Toskana-Fraktion und Kabarettszene – Hader in Bestform, inklusive Publikumsbeschimpfung, die fingiert, dass der Beschimpfer sich unbeachtet wähnt. Das Schöne bei Josef Hader ist ja immer, dass unklar scheint, ob er sein Publikum nicht wirklich verachtet, der mindestens doppelte Boden, den er seinen Figuren, auch seinem Bühnen-Ich, unterlegt. Keine von ihnen ist liebenswert, sie sind sämtlich verlogen, berechnend. Weshalb das bizarre Kriminalstück, dass er hier entwickelt, keine moralische Auflösung einer spannenden Geschichte bieten kann.
Josef Hader, derzeit in der Wolf-Haas-Verfilmung „Knochenmann“ als Detektiv Brenner zu sehen, kehrt mit „Hader muss weg“ auf die Bühne zurück. Am Sonntag gibt er sein einziges Gastspiel im Norden. In seinem neuen Programm erzählt er eine immer wieder durch neue Volten fesselnde Geschichte, die beginnt, als die Figur Hader das Theater noch einmal verlassen muss, um Batterien zu kaufen. Vor dem Audimax steht Werner und telefoniert mit seiner Freundin Cornelia. Als Hader vorbeikommt, entpuppt sich Werner als Fan und bietet an, ihn zu einer Tankstelle zu fahren. Unterwegs geraten sie in Streit. Hader will aussteigen und wird aus dem Auto geschleudert. Kaum erholt, wird Hader von einem Mann angesprochen, der erzählt, wie seine Tankstelle überfallen wurde. Zur Demonstration zieht er einen Revolver und tötet Hader aus Versehen. Der Tankstellenbesitzer flieht in seine Tankstelle, als Werner hereinkommt.
Zwar stehen sich Cornelia und Werner am Ende wieder gegenüber, ihrem Glück nichts mehr im Wege.
Es erklingt die Mozart-Arie „Bei Männern, welche Liebe fühlen, fehlt auch ein gutes Herze nicht“. Doch hier gibt es keine Liebe. Nur ein Gefühl davon, woran es liegen könnte. Unterlegt mit mindestens doppeltem Boden.
Raffiniert konstruiert und gespielt (Hader in allen sieben Rollen), virtuos mit seinen Motiven spielend, mit unbestechlichem Timing und so unkabarettistisch, wie Kabarett nur sein kann. Hader muss her! ASL
AM SONNTAG, 19.30 UHR, STADTTHEATER BREMERHAVEN