: Einfach nur schön
Das Haus Drei lädt heute zum Aktionstag rund um das Thema Körper und Schönheit. Dabei werden Mädchen und junge Frauen auch ganz subtil an das Problem Essstörungen herangeführt
von Kirsten Poneß
„Ich wollte schon mal dünner sein.“ Viele können dieses Lied singen. Das derzeitige Schönheitsideal hilft nach und verstärkt den Druck, „schön schlank“ zu sein. Doch wenn der Wunsch zur Sucht wird, liegt eine psychosomatische Störung vor. Die Folge sind nicht selten Magersucht oder Bulimie.
Sich wohl fühlen, entspannen, den eigenen Körper erfahren, seine ganz spezielle Schönheit entdecken – viele Mädchen und junge Frauen haben das verlernt. Ein Aktionstag des Mädchenkreises Altona möchte – „Ohne Wenn und Aber“ – dem Trend entgegenwirken. Seit vier Jahren dreht sich, so wie auch am heutigen Samstag, einen Tag lang im Haus Drei in Altona alles um Körper und Schönheit.
„Die Aktionen sollen vor allem Spaß machen“, sagt Christina Dorau, Mitarbeiterin in der offenen Kinderarbeit im „Haus Drei“. „Den Mädchen soll gezeigt werden, wie schön es sein kann, sich mit seinem Körper zu beschäftigen.“ Bei Bauchtanz, Step-Aerobic oder Selbstverteidigung, bei Schmink- oder Hairstyling-Workshops können die zehn- bis 18-Jährigen ihren Körper und ihre eigene Schönheit entdecken. Ohne erhobenen Zeigefinger: „Es gibt keine Vorträge, die Effekte entstehen nebenbei“, so Dorau. „Jedes Mädchen kann sich aus dem Angebot herausziehen, was ihm gefällt.“ Durch das gestärkte Selbstbewusstsein und Körpergefühl soll erreicht werden, dass sich die Mädchen auch ohne perfektes Aussehen rundum gut fühlen.
Raum, um Fragen zu stellen, gibt es immer. „Ganz wichtig ist dabei die Vertrauensbasis“, sagt Dorau. An Infoständen können sich die Teilnehmerinnen beraten lassen oder einfach nur auf Probleme aufmerksam werden. In einem Quiz, das von KAJAL, der Suchtpräventions- und Beratungseinrichtung für Mädchen, ausgearbeitet und moderiert wird, werden, angelehnt an das Ratespiel Jeopardy, Themen wie Selbstbewusstsein, legale Suchtmittel oder Sich-Wohlfühlen spielerisch angegangen. Will sich eine Gruppe beispielsweise in der Kategorie Essstörungen profilieren, muss sie unter anderem Sachwissen beweisen: „Was ist Bulimie“, heißt hier die 100-Punkte-Frage. „Die Fragen geben Einstiegsmöglichkeiten zum Gespräch“, erklärt KAJAL-Mitarbeiterin Sabine Wittig das Konzept. „Jede kann, wenn sie möchte, etwas dazu sagen.“
Immer mehr Menschen leiden unter Essstörungen, das belegt eine Studie der Universität Jena. Magersucht ist dabei die häufigste Krankheit bei Mädchen und Jungen. Sie äußert sich durch einen extremen Gewichtsverlust durch gezügeltes Essen und übertriebene sportliche Aktivität. Etwa jedeR siebte Jugendliche ist gefährdet. „Die Zahl der betroffenen Mädchen nimmt dramatisch zu“, bestätigt Sabine Wittig, „wir haben Probleme, alle unterzubringen, da es kaum Kinder- und JugendtherapeutInnen gibt.“
Oft lässt sich nicht erkennen, ob ein Kind Probleme hat. „Erst durch Gespräche“, so Sabine Wittig, „wird deutlich, ob ein Mädchen essgestört ist.“ Aktionen wie der „Schönheitstag“ sind zur Vorbeugung und Aufklärung deshalb besonders wichtig. Begehrt sind sie auch: Etwa hundert Mädchen kommen jedes Jahr ins Haus Drei, um sich ungezwungen wohl zu fühlen, sich auszutauschen oder auch zum Gespräch mit den geschulten Haus-Drei-Mitarbeiterinnen. Die Mädchen werden bei Bedarf beraten und bekommen Hilfestellungen bei der Wahl der therapeutischen Einrichtung. Christina Dorau weiß: „Die meisten Mädchen verheimlichen ihre Probleme; man kann nicht früh genug anfangen, etwas dagegen zu tun.“
„Ohne Wenn und Aber“, der Erlebnistag für Mädchen und junge Frauen von 10 bis 18 Jahren, findet heute, 20. November, von 12 bis 20 Uhr im Haus Drei, Hospitalstraße 107, statt; für gesunde Genüsse, Snacks und Getränke ist gesorgt. Der Eintritt beträgt 1 Euro, Infos unter: ☎ 38 61 41 04 oder 39 92 62.