OFF-KINO
: Filme aus dem Archiv – frisch gesichtet

Ehekrieg nach Art von Laurel & Hardy: In „Sons of the Desert“ (1933) wollen Stan & Ollie gern am Jahrestreffen ihrer gleichnamigen reichlich kindischen Loge teilnehmen. Ein harmloses Vergnügen. Weil jedoch Mrs. Hardy ein striktes Nein ausgesprochen hat, denken sich die zwei Helden einen furchtbar komplizierten Plot aus, um doch noch irgendwie davonzukommen. Der Höhepunkt der Komik ergibt sich letztlich aus der Konfrontation der beiden naiven „Sünder“ mit ihren längst alles wissenden Gattinnen, denen gegenüber sie jedoch an ihren haarsträubenden Lügengespinsten festhalten. Erprobt hatten Laurel & Hardy dieses Konzept schon in dem genialen Kurzfilm „We Faw Down“ von 1928 – immer wieder zeichnen die beiden Komiker das Bild einer spießigen Kleinbürgerwelt, deren vermeintliche Behaglichkeit sich angesichts zanksüchtiger Gattinnen, bösartiger Vermieter und hysterischer Nachbarn recht schnell als Hölle auf Erden erweist. Das muss zwangsläufig in karthartischen Zerstörungsorgien enden. (“Sons of the Desert“ 25./26.4. im Arsenal)

Ein völlig neues Konzept hat vermutlich niemand erwartet: Nach den Erfolgen mit den beiden Vorgängerfilmen um die jugendliche Mädchengang der „Wilden Hühner“ kommt auch der abschließende dritte Teil in der Regie von Vivian Naefe im gleichen Stil daher. Mittlerweile gab es zwar keine konkrete Romanvorlage von Cornelia Funke mehr zu verfilmen, doch die Autoren haben bruchlos drauflos fabuliert und erzählen am Beispiel der Begebenheiten einer Klassenfahrt wie Sprotte und ihre Kameradinnen dem Bandenleben nun langsam entwachsen und das Erbe der „Hühner“ in jüngere Hände legen. Diese Entwicklungsgeschichten haben immer etwas Charmantes: Man sieht, wie sich die Figuren und ihre jugendlichen Darsteller gleichermaßen entwickeln. Zugleich wächst auch das Zielpublikum mit und kann sich auf diese Weise stets mit den gezeigten Problemen identifizieren, etwa mit Sprottes Liebeskummer, als sich ihr Freund anderweitig orientiert, weil sie ans „erste Mal“ nicht so recht ran will. Dass diese verschiedenen kleinen Geschichten wie gehabt eher ohne abschließende Problemlösung enden, hat die „Hühner“-Filme immer sympathisch gemacht. („Die Wilden Hühner…und das Leben“ 23.-29.4. Bali, Kino Kiste; 26.4. Casablanca)

In den frühen bis mittleren Siebziger Jahren war der Donnerstagnachmittag bei mir immer ausgebucht: Da musste ich nämlich die in Japan produzierte Zeichentrickserie „Wickie“ im Fernsehen anschauen. Mit den Abenteuern des kleinen Wikingers konnte man sich sofort identifizieren, zeigten sie doch, dass sich im Leben nicht die stärksten (und dümmsten), sondern eher die intelligenten und cleveren Leute durchsetzen: Während Wickies Papa Halvar und seine Mannen meist auf die Kraft des Schwertes setzen (und dabei stets auf die Nase fallen), hat Wickie die wirklich guten Ideen, die allen aus der Bredouille helfen. Optimales Problemlösungsverhalten, auch im 1973 entstandenen Kinofilm noch immer charmant. (24./25.4. im Babylon Mitte) Lars Penning