piwik no script img

Archiv-Artikel

T-Mobile verschenkt lieber Nachrichten statt Geld

HANDY Der Mobilfunkbetreiber will seine Kunden mit Frei-SMS für den Netzausfall entschädigen

BERLIN taz | T-Mobile lässt für den Handynetz-Ausfall am Dienstag ein paar Umsonst-SMS springen. „Unsere Kunden können am kommenden Sonntag, den 26. April, kostenlos Kurzmeldungen in alle Inlandsnetze verschicken“, sagte Konzernsprecher Markus Jodel am Mittwoch. „Schadenersatz werden wir aber nicht zahlen, das schließen unsere Geschäftsbedingungen aus.“

Die meisten T-Mobile-Kunden hatten am Dienstag ab etwa 16 Uhr wegen eines Computerproblems ihre Handys stundenlang nicht benutzen können. Ein Softwarefehler legte alle drei Zentralrechner für das Vermitteln von Gesprächen und Daten lahm – und damit auch das Netz von Deutschlands größtem Mobilfunkbetreiber. Das Problem sei beim sogenannten Home Location Register (HLR) aufgetreten, wo die Telefonnummern den einzelnen SIM-Karten zugeordnet werden, erklärte der Sprecher. Diese Server seien das Gedächtnis eines Mobilfunknetzes. Sie wüssten, wo sich die Kunden aufhalten, und ermöglichten so mobiles Telefonieren.

Vom Ausfall seien jedoch nicht alle Kunden betroffen gewesen, sagte Jodel. „Etwa 25 Prozent des Sprach- und SMS-Verkehrs liefen normal weiter.“ Ab etwa 21.30 Uhr sei das System wieder stabil gewesen. Laut Konzernangaben war es der größte Ausfall in der Geschichte des Unternehmens.

Die Bundesnetzagentur fordert von T-Mobile nun eine Erklärung für den Ausfall. „Die Anbieter sind laut Gesetz verpflichtet, dafür zu sorgen, dass ihre Netze sicher funktionieren“, sagte Sprecherin Renate Hichert. „Wir müssen kontrollieren, ob die Betreiber dieser Aufgabe nachgekommen sind.“ Im schlimmsten Falle könnte T-Mobile ein Bußgeld drohen. Es sei aber noch zu früh, um über Sanktionen zu sprechen, sagte Hichert. „Wir wollen erst einmal herausfinden, was passiert ist, und dann werden wir miteinander sprechen, wie solche Dinge künftig vermieden werden können.“

Sowohl die Netzagentur als auch die Telekom selbst sehen bisher keinerlei Hinweise darauf, dass ein Hackerangriff die Computer lahmgelegt haben könnte. Allerdings sei die genaue Ursache des Softwarefehlers noch nicht geklärt. Auch aus der Hackerorganisation Chaos Computer Club verlautete, man habe nach Gesprächen mit Telekom-Mitarbeitern bislang keine Anzeichen für einen Angriff feststellen können. DANIEL SCHULZ

tazzwei SEITE 14